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Lawinenunglück in Italien "Ich liebe Euch alle. Grüßt Mama" - Todesopfer schickte SMS aus den Trümmern

Zwei Feuerwehrmänner und ein Bagger stehen auf den Trümmern des von einer Lawine verschütteten Hotels Rigopiano in den Abruzzen
Das Hotel Rigopiano wurde am 18. Januar 2017 von einer Lawine zerstört. Die Retter brauchten schon Stunden, um überhaupt zur Unglücksstelle vorzudringen
© Alessandro Di Meo/ANSA/AP/DPA
Paola Tomassini war Gast im Hotel Rigopiano, als es im Januar von einer Lawine verschüttet wurde. Ein Untersuchungsbericht legt nun offen, dass sie das Unglück mindestens 40 Stunden überlebt hat. Aus den Trümmern schickte sie verzweifelte Nachrichten.

Zu allerletzt schickte sie ein Herz. Dann starb Paola Tomassini. Doch das Herz-Emoticon hat ihre Familie nicht erreicht. Denn Tomassini, 46, ist eines der Todesopfer aus dem im Januar von einer Lawine verschütteten Hotel Rigopiano in den Abruzzen. Anders, als bislang angenommen, starben nicht alle Opfer sofort, als die Lawine das Hotel traf. Das berichtet die italienische Zeitung "La Repubblica" unter Berufung auf Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft in Pescara.

Denn anhand von WhatsApp-Nachrichten und Anrufversuchen lasse sich rekonstruieren, dass Tomassini noch mindestens 40 Stunden und 47 Minuten nach dem Lawinenunglück gelebt habe, so die Zeitung. 13 Nachrichten und 15 Anrufversuche seien bei der Analyse des Handyspeichers durch die Ermittler gefunden worden. Die Nachrichten lassen erahnen, was Tomassini in den letzten Tagen vor ihrem Tod durchlitten haben muss.

Verschüttete vermutete eine Explosion hinter Unglück

Am 18. Januar, dem Tag des Lawinenabgangs, habe sie wenige Minuten nach dem Unglück geschrieben: "Hilfe." Und Sekunden später: "Ich bin in den Trümmern verschüttet, Hilfeeee." Um 17.20 Uhr, etwa eine halbe Stunde später, versucht sie laut "La Repubblica" ihre Freundin Rosy zu erreichen. Sie fordert sie auf, Retter zu alarmieren. Minuten später schreibt sie, es habe "eine Explosion gegeben", so die Zeitung. Doch unter Schnee und Schutt hat sie keinen Handyempfang. Die Nachrichten erreichen ihre Empfänger nicht.

Wenig später muss sie realisiert haben, dass sie nicht mehr gerettet wird. Ihre nächsten Nachrichten schickt sie an ihre Familie und andere geliebte Menschen. "Ich liebe Euch alle. Grüßt Mamma von mir." Ein Herz-Emoticon ist ihre letzte Nachricht.

Tote hielt Handy in der Hand

Mehrfach versucht sie noch, den Notruf zu erreichen, so die Zeitung. Aber sie hat keinen Empfang. Immer wieder schaltet sie ihr Handy ab, wahrscheinlich, um Akku zu sparen. Einen letzten Anrufversuch macht sie am 20. Januar 2017 um 7.37 morgens. Erst drei Tage später erreichen die Retter die Hotelbar, in der Tomassini verschüttet wurde. Niemand weiß, wann sie gestorben ist. Als sie gefunden wurde, hielt sie ihr Handy noch in der Hand.

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