Im Jahr 2015 kamen Delovan Moustafa und Zaina Alkurdi als Geflüchtete aus Syrien nach Deutschland. Wie viele ihrer Landsleute waren sie und ihre Familien vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen und hofften auf einen Neuanfang in Deutschland. Gut sechs Jahre später stehen den beiden jungen Frauen alle Türen offen: Sie haben in diesem Jahr das Abitur mit der Durchschnittsnote 1,0 bestanden, berichtet der "Tagesspiegel".
Moustafa ist 19 Jahre alt, Alkurdi 18. Beide leben mittlerweile in Berlin und haben sich hervorragend integriert – ihre Leistungen in der Schule sind nur ein Zeichen dafür. Moustafa arbeitet beim Deutschen Roten Kreuz mit, Alkurdi engagiert sich in ihrer Freizeit bei Fridays For Future. Dabei hatten sie jede Menge Herausforderungen zu meistern: eine neue Sprache, eine neue Kultur, viele neue Menschen – auch solche, die ihnen nicht immer wohlgesinnt gegenüberstanden.
Abiturientin berichtet auf TikTok von ihrem Weg
Der besondere Dank von Delovan Moustafa gilt ihrer Klassenlehrerin aus der Grundschule, die sie gleich nach der Flucht aus Syrien unterstützte: "Sie war der Grund, warum ich schnell Boden unter den Füßen bekommen habe", sagte die junge Frau dem "Tagesspiegel". "Sie sagte zu mir: Du hast Feuer in den Augen. Und dann habe ich gedacht: Ja, ich kann es auch hier schaffen." Auch der Unterstützung durch ihre Eltern konnte sie sich immer sicher sein.
Auf TikTok berichtet Moustafa von ihrem Weg und gibt auch Tipps, wie sich ein Abitur mit 1,0 erreichen lässt. Einer ihrer Ratschläge: "Macht euch ein Ziel bewusst – was wollt ihr erreichen?" Dieses Ziel solle man sich auf einen Zettel schreiben und ihn sichtbar aufhängen, zum Beispiel an eine Wand.
Grenze der Grausamkeit – ein Fotograf dokumentiert die brutale Abschottung der EU
Dieses ist eines der ersten Bilder, die ich auf meiner Recherche in Bosnien im Februar 2020 gemacht habe. Ich war schon drei oder vier Tage vor Ort, als es entstand. Die Männer auf dem Bild kommen aus Afghanistan. Ich war dieser Gruppe schon einige Male begegnet in den Tagen zuvor. Dann sah ich, dass sie sich auf dem Dach der verfallenen Metall-Fabrik in der bosnischen Provinzhauptstadt Bihac versammelt hatten. Viele Flüchtlinge, die in den offiziellen Lagern in der Umgebung keinen Platz gefunden hatten, hatten wie sie dort Unterschlupf gesucht.
Ich habe das Foto gemacht, weil es drei Dinge vermittelt: Es zeigt diese fünf Männer beim Kochen im Freien, auf einem Feuer aus trockenen Zweigen. Es zeigt den Ort, an dem sie leben, diese heruntergekommene Industrieruine. Und im Hintergrund sieht man den Gebirgszug, entlang dessen die Grenze zwischen Kroatien und Bosnien verläuft. Dahinter liegt das Ziel, das alle hier zu erreichen versuchen: Die Europäische Union."
Aus Syrien geflüchtet, dann Top-Abi in Deutschland
Zaina Alkurdi hat sich ihr herausragendes Abiturzeugnis mit viel Fleiß und Disziplin erarbeitet. "Ich bin Perfektionistin", erzählte sie dem "Tagesspiegel". Zuerst machten sich einige Mitschüler:innen noch über ihre Aussprache lustig, mittlerweile ist ihnen das Lachen vergangen. Mit ihrem Top-Abitur könnte Alkurdi Deutschland schon bald wieder verlassen: Sie überlegt, zum Studium nach Kanada oder in die USA zu gehen, könnte sich aber auch vorstellen, in Berlin Psychologie zu studieren. Für Delovan Moustafa ist ebenfalls noch offen, was die Zukunft bringt: "Ich muss da in den nächsten Wochen mal genau in mich hineinhören."
Quellen: "Tagesspiegel" / Delovan Moustafa auf TikTok