Die vor allem in Asien grassierende Lungenkrankheit SARS könnte eine genetisch veränderte, neue Variante des gewöhnlichen Erkältungsvirus sein. Bei Menschen, die sich mit dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (SARS) infiziert haben, seien Spuren des Coronavirus nachgewiesen worden, teilte das US-Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) am Montag in Atlanta mit.
"Es gibt deutliche Hinweise, dass der Coronavirus der Träger ist", sagte die Leiterin der US-Behörde, Julie Gerberding. Allerdings seien noch weitere Tests notwendig, fügt sie hinzu. Eine Erkältung kann durch verschiedene Viren ausgelöst werden. In zehn bis 20 Prozent der Erkältungen und anderer Atemwegserkrankungen ist jedoch eine der drei bislang bekannten Varianten des Coronavirus verantwortlich. Doch der Virus, der bislang weltweit 17 Menschenleben forderte und unter dem derzeit mehr als 450 Menschen leiden, scheint eine andere genetische Struktur aufzuweisen und ist möglicherweise ein vierter Stamm des Erregers.
Am Wochenende hatte ein Virologe der Weltgesundheitsorganisation WHO bekannt gegeben, den verursachenden Krankheitsträger gefunden zu haben. Allerdings wisse man noch nicht, zu welcher Familie er gehöre.
Zwei neue SARS-Fälle in Japan
Unterdessen wird in Asien eine weitere Ausbreitung der Krankheit befürchtet. In Japan wurden zwei weitere SARS-Fälle bekannt. Damit sind dort insgesamt vier Menschen an SARS erkrankt. Die Betroffenen seien inzwischen genesen oder befänden sich auf dem Wege der Besserung.
Erste Therapieerfolge
Allerdings meldeten die Behörden auch erste Erfolge in der Bekämpfung der Krankheit: Demnach würden etwa 100 medizinische Mitarbeiter und ihre Angehörigen mit einer Kombinationstherapie behandelt. Bei etwa 85 Prozent von ihnen habe sich eine Verbesserung des Gesundheitszustandes gezeigt. Einige der Schwerkranken erhielten außerdem Injektionen mit Antikörpern, die dem Blut bereits wieder genesener Patienten entnommen worden waren. Die ersten Reaktionen seien gut, sagte Gesundheitsminister Yeoh. Allein in Hongkong starben bislang zehn Patienten am Schweren Akuten Atemwegssyndrom (SARS). Die Krankheit verbreite sich offenbar über Hongkong nach Vietnam, Singapur und Kanada.
Den SARS-Patienten auf der Isolierstation der Universitätsklinik Frankfurt am Main geht es nach Aussage einer Sprecherin gut. Ab Mitte der Woche könne eine Entlassung erwogen werden, sagte sie. Bei einem 32-Jährigen aus Singapur und dessen Schwiegermutter waren die Erreger im Blut nachgewiesen worden, die Ehefrau hatte die Symptome von SARS gezeigt. Zudem gibt es noch mindestens zwei Verdachtsfälle in München und Hemer in Nordrhein-Westfalen.
In Asien sind die Befürchtungen einer weiteren Ausbreitung der mysteriösen Lungenentzündung SARS wieder gestiegen. In Vietnam und Hongkong starben am Montag zwei Menschen an der Krankheit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO stieg die Anzahl der Todesopfer in Vietnam damit auf vier Personen. In Hongkong zeigte der Leiter der Krankenhausbehörde Symptome der Krankheit. William Ho sei bereits am Sonntag mit hohem Fieber ins Krankenhaus gebracht worden, teilte seine Behörde mit.
"Alarmierende Krankheit"
Gesundheitsminister Yeoh Eng-kiong sprach von "einer wirklich sehr alarmierenden Krankheit". In Hongkong starben bislang zehn Menschen an SARS, 260 sind erkrankt. Yeoh forderte alle Einwohner mit grippeähnlichen Symptomen auf, nicht zur Arbeit oder zur Schule zu gehen. "Das ist ein Gesundheitsproblem, wie es Hongkong noch nicht gesehen hat", erklärte er. Die Behörden beriefen Krisensitzungen ein, um Notfallpläne zu erarbeiten.
Bei den zwei neuen Todesopfern in Hongkong handelte es sich um zwei Männer, von denen einer auch an einer Bluterkrankung und der zweite auch an Hepatitis litt, wie die Behörden erklärten. Die Bewohner Hongkongs reagierten besorgt auf die Nachricht von Hos Erkrankung. Viele Menschen gingen mit Atemschutzmasken aus dem Haus.
Quarantäne für 740 Menschen in Singapur
Die Regierung in Singapur stellte etwa 740 Menschen zu Hause unter Quarantäne. Sie hatten Kontakt zu SARS-Kranken gehabt und wurden angewiesen, für zehn Tage ihre Häuser nicht zu verlassen. Gesundheitsminister Lim Hng Kiang wandte damit am Montag erstmals ein entsprechendes Gesetz aus dem Jahr 1965 an. Die Regierung will die unter Quarantäne gestellten Haushalte mit Lebensmitteln versorgen, während Ärzte die Betroffenen täglich auf Symptome untersuchen sollen.
Singapur meldete bislang 65 Fälle von SARS, darunter 14 neue vom Montag, wie Lim erklärte. Zwölf Patienten wurden auf der Intensivstation behandelt. Der WHO-Experte Osman David Mansoor sagte in Singapur, der Stadtstaat verfüge über genaue Daten zum Verlauf der Krankheit. Diese zeigten, dass ein Patient erst dann andere anstecken könne, wenn er auch Symptome aufweise. Die Krankheit verbreite sich fast ausschließlich in Krankenhäusern, "und darum ist sie kontrollierbar".