Bühne für Israel-Hass "Diese Berlinale blamiert Deutschland": Festival-Eklat löst wütende Reaktionen aus

Ben Russell (l.) und Servan Decle (r.) tragen Palästinensertücher bei der Abschlussgala im Berlinale Palast auf der Bühne; sie stehen auf der Bühne mit Jay Jordan (2.v.l) und Guillaume Cailleau, die den Preis für den Besten Film gewonnen haben.
Ben Russell (l.) und Servan Decle (r.) tragen Palästinensertücher bei der Abschlussgala im Berlinale Palast auf der Bühne; sie stehen auf der Bühne mit Jay Jordan (2.v.l) und Guillaume Cailleau, die den Preis für den Besten Film gewonnen haben.
© dpa
Bei der Abschluss-Gala der Berlinale gab es Applaus für Israel-feindliche Aussagen auf der Bühne. Der schockierende Vorfall sorgte für zahlreiche empörte Reaktionen aus Politik und Medien.

Bei der Abschlussgala der Berlinale am Samstagabend kam es zum Eklat: Der amerikanische Regisseur Ben Russell sprach auf offener Bühne von einem "Genozid" im Gazastreifen, trug demonstrativ ein Palästinensertuch. Auch andere Preisträger positionierten sich Israel-kritisch, ohne auf den Terror der Hamas einzugehen. Ihre Worte wurden teilweise aus dem Publikum beklatscht, eine Einordnung seitens der Berlinale-Moderation fand nicht statt. Die Vorfälle ziehen große Kreise.

Am Sonntag versammelten sich spontan jüdische Filmschaffende vor dem Zoo-Palast um gegen die Berlinale zu demonstrieren. Und auch aus der Politik folgten deutliche Worte. Berlins regierender Bürgermeister Kai Wegner verurteilte die Geschehnisse auf "X" (ehemals "Twitter"): "Das, was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung. In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene. Ich erwarte von der neuen Leitung der Berlinale, sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen."

Berlinale: "Beschämende Ausfälle"

Der kulturpolitische Sprecher der CDU im Berliner Abgeordneten Haus, Robbin Juhnke, sagte dem Sender rbb auf Anfrage, dass der Berlinale Schaden entstanden sei. Die antiisraelischen Ausfälle seien beschämend gewesen. "Es ist schlicht ekelhaft und eine perfide Täter-Opfer-Umkehr. Solche Auftritte sind unerträglich", schrieb der Grünen-Politiker Konstantin von Notz auf "X".

Der israelische Botschafter kritisierte die deutsche Kulturszene auf "X" stark: "Es braucht keinen Doktortitel, um zu verstehen, dass es sich hier um einen skandalösen antisemitischen Diskurs handelt", schrieb Ron Prosor. Das Schweigen dazu sei ohrenbetäubend. Ein Instagram-Post sorgte zusätzlich für Wirbel: Auf dem Instagram-Account der Berlinale-Sektion "Panorama" tauchten kurzzeitig Bilder mit antisemitischen Inhalten auf. Sie wurden gelöscht, die Berlinale-Leitung habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Auch in der Presse wurde das Ganze aufgenommen: Die "Bild"-Zeitung kommentierte "Diese Berlinale blamiert Deutschland", die "Welt" fand sich "im falschen Film". Und stern-Autor David Baum fragte angesichts der Vorfälle: "Was stimmt mit dieser Kulturbranche nicht?" Seinen Text lesen Sie hier.

Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat derweil eine Untersuchung der Vorfälle angekündigt. "Gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, und dem Berliner Senat, die mit uns die Verantwortung für die Berlinale tragen, werden wir nun die Vorkommnisse bei der Bärenverleihung aufarbeiten", sagte die Grünen-Politikerin laut dpa. Es solle untersucht werden, wie die Berlinale ihrem Anspruch, ein Ort für Vielfalt, unterschiedliche Perspektiven und Dialog zu sein, gerecht geworden sei oder nicht.

sst

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