Der frühere Pfarrer aus Königswinter war sechs Jahre lang CDU-GENERALSEKRETÄR. Mit der Rote-Socke-Kampagne kämpfte er vehement gegen die Zusammenarbeit von SPD und PDSZur Person :
FREUND KLARER WORTE - Peter Hintze, 50, ist Wuppertaler Bundestagsabgeordneter und seit dem Regierungswechsel 1998 europapolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Politische Gegner beschimpften den studierten Theologen gern als »Helmut Kohls Messdiener«.
Wie verändert sich das politische Leben, wenn man nicht mehr an vorderster Front steht?
Das ist angenehm und schwierig zugleich. Ich hatte das Glück, nach der Wahl 98 als europapolitischer Sprecher der Fraktion eine Aufgabe zu bekommen, die Spaß macht. Das hat mir sehr geholfen. EU-Reform und -Erweiterung sind zentrale Zukunftsthemen. Damit habe ich alle Hände voll zu tun.
Schmerzt der Bedeutungsverlust?
Wenn man eine gute Idee hat, will man die auch durchsetzen. Das kann man natürlich viel besser, wenn man ganz vorne agiert.
Sie haben damals mit der Parole von den roten Socken um Stimmen gekämpft. Der neue Generalsekretär der CDU, Laurenz Meyer, engagiert sich ebenfalls mit umstrittenen Plakatmotiven: Fahndungsfotos von Schröder. Haben die Ihnen gefallen?
Ich habe bislang die Arbeit keiner meiner drei Nachfolger kommentiert. Das ist für mich eine Frage des guten politischen Stils.
Kürzlich hat die »SZ« Sie im Bundestag erwischt, wie Sie einem Redner der Grünen applaudiert haben. Haben Sie da geschlafen?
Ich glaube, das war Sauerstoffmangel. Es ist so: Wenn man unaufmerksam direkt neben den Grünen sitzt, dann kann es schon mal passieren, dass auf einmal um einen herum geklatscht wird und man ein kleines Bewegungsbedürfnis kriegt. Es war Volker Rühe, der seine Hand beschwichtigend auf meinen Arm gelegt hat.
Sind Sie erleichtert, dass Sie Ihre politischen Gegner jetzt nicht mehr so wadenbeißerisch angreifen müssen wie in Ihrer Zeit als Generalsekretär?
Oh, im Parlament gibt es meistens noch Unruhe, wenn ich ans Rednerpult trete, weil offenbar die verehrten Kollegen von SPD und Grünen so konditioniert sind, dass sie denken, jetzt wird gleich der Säbel gezogen, und es geht rein in die Schlacht. Ab und zu erfülle ich auch die Erwartungen - ich kann die ja nicht jedes Mal enttäuschen.
Wenn's um die PDS geht, kommt immer noch der alte Hintze durch. Die Sozialisten befänden sich moralisch auf einer Stufe mit der NPD, haben Sie kürzlich gesagt.
Ich sage zur PDS meine Meinung. Diese Partei ist ein Problem für Deutschland. Zweiflern empfehle ich einen Blick in den Verfassungsschutzbericht.
Von einem Theologen erwartet man, dass er eher versöhnt statt abgrenzt.
Christsein und Klartext sprechen stehen keineswegs im Widerspruch zueinander. Ich bin dagegen, über jeden Konflikt die Soße eines allgemeinen Harmoniewillens zu gießen.
Sie haben viel Prügel bekommen als Generalsekretär. Geht's Ihnen jetzt besser?
Für die Politik gilt das Sprichwort: »Wem es in der Küche zu heiß ist, der soll draußen bleiben.«
Man hat Sie als »Kohls Messdiener« beschimpft.
Klar, dass einen solche Bösartigkeiten nicht gerade aufbauen. Aber ich habe das als Teil der politischen Auseinandersetzung abgebucht.
Sie haben auch nicht schlecht ausgeteilt. Wissen Sie noch, wen Sie einen »ungeheuren Langweiler« genannt haben?
Das könnte Rudolf Scharping gewesen sein.
Richtig. Und wer ist für Sie ein »linker Rattenfänger«?
Gregor Gysi.
Nee, das haben Sie über Höppner, den Regierungschef von Sachsen-Anhalt, gesagt.
Das ist allerdings auch wahr.
Und wen haben Sie als ein »flutschiges Stück Seife« bezeichnet?
Hmm, da müssen Sie mir helfen.
Gerhard Schröder.
Echt? Nun ja, dann wird es wohl stimmen.Dafür hat Außenminister Fischer über Sie gesagt, bei den Grünen würden Sie nicht mal Kreiskassierer werden.
Ein Amt bei den Grünen hätte mir gerade noch gefehlt.