Nach Hurrikan "Ike" Retter suchen nach 140.000 Menschen

Nach dem zerstörerischen Zug des Hurrikans "Ike" an der texanischen Golfküste ist die größte Such- und Rettungsaktion in der Geschichte des US-Bundesstaates im vollen Gange. Besonders die Menschen in den überfluteten Landstrichen südöstlich von Houston benötigen dringend Hilfe.

Es ist die größte Rettungsaktion in der texanischen Geschichte: Mit Booten, Hubschraubern und Rettungsfahrzeugen sind rund 1.500 Spezialisten und Helfer auf der Suche nach Opfern des mächtigen Hurrikans "Ike". Die Einsatzkräfte seien in den überfluteten Gebieten des US-Südstaates unterwegs, um den etwa 140.000 Menschen zu helfen, die sich der Zwangsevakuierung widersetzt hatten und in ihren Häusern geblieben waren. Der texanische Gouverneur Rick Perry forderte die Menschen auf, nicht übereilt in ihre Heimatorte zurückzukehren. Die Bürger sollten die offizielle Erlaubnis abwarten, sagte Perry nach einem Bericht des "Houston Chronicles".

Die Zahl der Todesopfer durch den Hurrikan wird bislang mit mindestens vier angegeben. Aus der Luft und von Land versuchten die Behörden, die Schäden des Wirbelsturms abzuschätzen, sie gehen von mehr als 15 Milliarden US-Dollar (11 Milliarden Euro) aus. Millionen Menschen seien ohne Strom. Es werde vermutlich Wochen dauern, bis die Versorgung wieder hergestellt sei. US-Präsident George W. Bush erklärte seinen Heimatstaat zum Katastrophengebiet. Er wurde in Washington in einer Videokonferenz von Heimatschutzminister Michael Chertoff und dem Leiter der Katastrophenschutzbehörde, David Paulison, über die Lage informiert.

"Ike" hatte mit Windgeschwindigkeiten von gut 170 Kilometern in der Stunde am Samstag schwere Verwüstungen an der texanischen Küste angerichtet. Tausende Häuser standen unter Wasser und wurden beschädigt, Straßen wurden unterspült, einige Gebäude gerieten in Brand. Besonders von Überflutungen betroffen ist Galveston, etwa 30 Kilometer südöstlich von Houston gelegen. Die Zerstörungen um die Inselstadt sind dem Bericht zufolge so schwer wie bislang bei keinem anderen Sturm. Zehn Gebäude brannten nieder, andere wurden durch den Hurrikan zerstört. Perry sagte, an der Rettungsaktion seien mehr als 50 Hubschrauber und 1500 Einsatzkräfte beteiligt. "Wenn Sie sich in einem betroffenen Gebiet aufhalten, sind wir mit Hilfe unterwegs", sagte er laut "Chronicle". Das US-Fernsehen zeigte Bilder von Feuerwehr- und Polizeiwagen, die in Kolonnen in die verwüsteten Landstriche südöstlich der Millionenmetropole Houston vordrangen.

"Wie nach einem Bombenangriff"

Eine Augenzeugin sprach von Verwüstungen. "Die Bilder, die wir hier im örtlichen Fernsehen zu sehen bekommen, sind verheerend", sagt Jacqueline Hensler, eine junge Frau aus Houston. "Einige Wohnhäuser und Geschäfte entlang der Küste stehen nicht mehr. Entweder sind sie in Flammen aufgegangen oder in Stücke gerissen worden." Niemand außer Rettungsteams, die nach Menschen suchen, dürfe nach Galveston. Die Insel ist abgeriegelt. "Auch in die Innenstadt von Houston wird niemand hineingelassen. Hier sieht es aus wie nach einem Bombenangriff", beschreibt sie die Lage nach dem Wirbelsturm. Hensler gehört zu den wenigen Bewohnern westlich des Stadtzentrums, die noch Strom haben. "Überall liegen Glasscherben von den Fensterscheiben der Hochhäuser."

Der Bürgermeister von Houston, Bill White, appellierte an die US- Regierung, seiner Stadt bei der Wiederherstellung der Energieversorgung zu unterstützten. Die texanische Metropole ist mit zwei Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt der USA und gilt als ein Zentrum der US-Ölindustrie. Nach Angaben des Ministeriums für Energie sind noch mehrere Raffinerien stillgelegt, wegen des Windes hätten keine Flugzeuge starten können, um die Schäden abzuschätzen. Die Polizei sperrte die Innenstadt von Houston ab, um Schutt und umgestürzte Bäume beiseite räumen zu können.

In Texas hatten nach Angaben von US-Heimatschutzminister Chertoff vor der Ankunft des Hurrikans 2,2 Millionen Menschen die Flucht ergriffen, im benachbarten Louisiana 130.000. Über die Zahl der Toten sagte Chertoff laut "Houston Chronicle": "Wir hoffen, es ist eine geringe Zahl. Aber wir müssen abwarten. Unter Umständen finden wir noch Menschen in den Trümmern."

Unterdessen schwächte sich "Ike" nach Angaben des Nationalen Hurrikanzentrums (Miami) zu einem tropischen Tief ab und bewegte sich nach Nordosten. Über dem Binnenland werde "Ike" weiter an Kraft verlieren.

AP · DPA
joe/DPA/AP

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