Abu Mussab el Sarkawi Das Phantom des Todes

Er gilt zur Zeit als der Top-Terrorist im Irak und soll auch der Mörder des Amerikaners Nicholas Berg sein: Der Jordanier Abu Mussab el Sarkawi wird von US-Geheimdiensten für zahlreiche blutige Attentate verantwortlich gemacht.

Immer wenn eine besonders schlimme Gräueltat die Menschen im Irak sprachlos macht, fällt der Verdacht auf den mutmaßlichen Top-Terroristen Abu Mussab el Sarkawi. Nun will der US- Geheimdienst den 37 Jahre alten Jordanier anhand seiner Stimme auch als Mörder des Amerikaners Nick Berg identifiziert haben, der von einem seiner maskierten Entführern vor laufender Kamera mit einem Messer enthauptet wurde.

Fest steht, der Mann, der vor der Ermordung des jungen Mannes eine Erklärung verliest, spricht dabei nicht mit irakischem Akzent, und die Entführer haben dem im Internet veröffentlichten Video, auf dem die barbarische Tat zu sehen ist, selbst den Titel "Abu Mussab el Sarkawi schlachtet einen Amerikaner" gegeben.

El Sarkawi gilt als relativ autonom

Zwar deutet vieles darauf hin, dass die US-Armee für die Gewalt im Irak - wie etwa in Falludscha - grundsätzlich lieber ausländische Kämpfer verantwortlich macht als Iraker. Denn dann kann sie auch die Angriffe gegen ihre eigenen Soldaten als "islamistischen Terror" definieren und nicht als "Widerstand gegen die Besatzung". Dennoch bestreitet niemand ernsthaft, dass im Irak neben den Überresten des Saddam-Regimes, den schiitischen Milizionären und dem Heer der militanten Besatzungsgegner auch ausländische Extremisten am Werk sind. Auch gibt es Hinweise darauf, dass sich der Terroristenanführer Sarkawi, der zwar Beziehungen zu El Kaida haben soll, ansonsten aber wohl relativ autonom operiert, im Irak aufhält.

Von dem Blutbad in Kerbela und Kadhimija, bei dem Anfang März rund 150 schiitische Pilger getötet wurden, und das die Amerikaner ebenfalls Sarkawi anlasten, soll sich El Kaida distanziert haben. Nach Ansicht der US-Geheimdienste soll der Jordanier auch für Bomben gegen kurdische Politiker und Attacken auf ausländische Helfer im Irak verantwortlich sein. Sarkawi, der der sunnitischen Glaubensrichtung des Islams angehört, hat angeblich ein Strategiepapier entwickelt, wie man Schiiten und Sunniten im Irak durch Anschläge gegen einander aufhetzen könnte.

Gesicherte Erkenntnisse sind spärlich

Gesicherte Erkenntnisse über Abu Mussab el Sarkawi sind spärlich. Auf dem Fahndungsfoto ist ein Mann mit dunklen, starren Augen und Vollbart zu erkennen. Am Kinn soll er eine Narbe haben, auf seiner linken Hand sind angeblich mehrere Punkte eintätowiert, nach Einschätzung von US-Behörden fehlt ihm ein Bein. Der Mann ist ein Phantom, für dessen Ergreifung die US-Regierung eine Belohnung von zehn Millionen Dollar ausgesetzt hat.

Vor dem 11. September 2001 soll Sarkawi ein El-Kaida-Camp im afghanischen Herat geleitet haben. Er gilt als Experte für chemische und biologische Kampfstoffe und soll auch hinter einem kürzlich aufgedeckten Komplott für Anschläge mit Chemiewaffen in Amman stecken, die nach Ansicht des jordanischen Geheimdienstes tausende Zivilisten das Leben gekostet hätten. Für die Ermordung des Vorsitzenden der staatlichen amerikanischen Hilfsorganisation USAID, Laurence Foley, wurde Sarkawi Anfang April in Jordanien in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Kind palästinensischer Flüchtlinge in Jordanien

Im Oktober 1966 wurde der Mann, der mit bürgerlichem Namen Ahmed Nazzal al Khalailah heißt, in Jordanien als Sohn palästinensischer Flüchtlinge geboren. Seine Geburtsstadt Sarka fand später Eingang in den Kampfnamen El Sarkawi. In den 80er Jahren soll er erstmals in den "Heiligen Krieg" gezogen sein - damals gegen die sowjetischen Besatzer in Afghanistan. Später soll er das islamistische Netzwerk El Tawhid geknüpft haben. Die Terrorgruppe soll in Deutschland Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant haben.

In den Irak kam Sarkawi nach Ansicht der US-Behörden, nachdem er im Kampf gegen die Amerikaner in Afghanistan schwer verletzt wurde. In Bagdad soll ihm 2002 ein Bein amputiert und eine Prothese angepasst worden sein.

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Anne-Beatrice Clasmann, DPA