Afghanistan-Konferenz Zehn Milliarden Dollar sollen helfen

Schritt für Schritt in die volle Eigenständigkeit: Mit einer milliardenschweren Finanzhilfe wollen mehr als 60 Länder Afghanistan darin unterstützen. Die geforderte Gegenleistung: Die Achtung von Menschenrechten.

Die internationale Staatengemeinschaft unterstützt den Wiederaufbau Afghanistans in den kommenden fünf Jahren mit rund 10,5 Milliarden US-Dollar (8,7 Mrd. Euro). Entsprechende Zusagen bekam die Regierung in Kabul bei der am Mittwoch in London beendeten zweitägigen "Afghanistan-Konferenz". Die Teilnehmer stellten außerdem einen umfassenden Aktionsplan für innere Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung für die kommenden fünf Jahre vor. Mit der Aufbauhilfe sowie einer andauernder Militärpräsenz soll das Land am Hindukusch in den kommenden Jahren Schritt für Schritt zur vollen Eigenständigkeit geführt werden. Nach Schätzung von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul wird Afghanistan noch mindestens zehn Jahre auf internationale Wiederaufbauhilfe angewiesen sein.

Fünfjahresplan zum Wiederaufbau

In den 10,5 Milliarden Dollar enthalten sind nach Angaben des afghanischen Finanzministers Amin Arsala auch Zusagen in Höhe von zwei Milliarden Dollar aus früheren Konferenzen. Afghanistan und die Vereinten Nationen sprachen nach der Konferenz von einem "großen Erfolg" für die weitere Entwicklung Afghanistans hin zu einem demokratischen, friedlichen und stabilen Land. Deutschland ist nach den USA, Japan und Großbritannien viertgrößter Geber in Afghanistan.

Für die kommenden fünf Jahre hat Deutschland Wiederaufbauhilfen in Höhe von 400 Millionen Euro zugesagt. Darin enthalten sind 240 Millionen Euro, die Deutschland bei der Geberkonferenz in Berlin (2004) für die Jahre 2006-2008 zusagte. Die jährliche Aufbauhilfe von rund 80 Millionen Euro wurden wegen des bis Ende 2010 reichenden "Afghanistan-Pakts" um zwei Jahre bis 2010 verlängert. In Abstimmung mit anderen Ländern prüft Deutschland nach Angaben Wieczorek-Zeuls zudem den Erlass afghanischer "Handelsschulden" von 44 Millionen Dollar (36,3 Millionen Euro). Die Weltbank stellte dem Land bei der Konferenz bereits Hilfen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Dollar und die USA von mehr als einer Milliarde Dollar in Aussicht. Der Beitrag Großbritanniens liegt bei 850 Millionen Dollar.

Frieden muss sich lohnen

Wieczorek-Zeul betonte, jede Investition in Afghanistan sei lohnenswert und eine Investition in die Sicherheit der ganzen Staatengemeinschaft. Es gehe um die Frage, ob es gelinge, in dem Land langfristig Demokratie aufzubauen und neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen zu stabilisieren und damit den Terroristen zu zeigen: "Ihr kommt nicht durch, ihr habt keine Chance." Die Menschen in Afghanistan müssten spüren, dass sich der Frieden für sie lohne. Wenn in dem Land die Auseinandersetzungen wieder massiv würden, wäre das für die ganze Welt eine Gefährdung, warnte die Ministerin.

Dreh- und Angelpunkt des Wiederaufbaus sei die Achtung der Menschenrechte, betonte der britische Staatsminister im Außenministerium, Kim Howells, zum Abschluss der Konferenz. Ohne Menschenrechte "werden Wiederaufbau, Wirtschaftswachstum, die Reduzierung der Armut und der Kampf gegen Drogenanbau und -handel weiterhin behindert". Der Schutz von Menschenrechten müsse ein alltäglicher Teil der Politik in Afghanistan werden. Der afghanische Handelsminister Hedajat Amin Arsala erklärte, es werde nicht einfach sein, die Politik des Landes zu ändern. Eine ganze Generation habe in Afghanistan Gewalt statt Demokratie gesehen, sagte Arsala.

Bevölkerung lebt in Armut - und von Opium

Anders als die Vorgängerkonferenzen in Bonn, Tokio und Berlin war das Treffen in London nicht in erster Linie als Geberkonferenz angelegt. Vielmehr wurden mit dem vorgelegten "Afghanistan-Pakt" konkrete Wiederaufbauziele und Fristen bis Ende 2010 festgeschrieben. Seit dem Sturz des Taliban-Regimes im Herbst 2001 flossen mehrere Milliarden Euro nach Afghanistan. Der größte Teil der Bevölkerung lebt aber weiter in bitterer Armut. Afghanistan ist das Herkunftsland von 90 Prozent des weltweiten Konsums von Opium und Heroin.

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mit AP, DPA