Das US-Militär hält in Afghanistan seit Anfang Januar einen Deutschen in Gewahrsam. Dem Mann wird nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin unerlaubter Aufenthalt auf einem US-Stützpunkt vorgeworfen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier ist mit der amerikanischen Seite in der Angelegenheit in Verbindung, wie ein Sprecher berichtete. Er bemühe sich um die Freilassung des Mannes, der afghanischer Herkunft ist. Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kabul hätten Zugang zu dem Gefangenen.
Bei dem Mann handelt es sich nach einem Vorabbericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" um einen 41-Jährigen aus Wuppertal, der auf Verwandtenbesuch nach Kabul gereist war. In Haft sei er auch von Beamten des Bundesnachrichtendienstes (BND) vernommen worden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe ihn überprüft und keine Anhaltspunkte für einen Verdacht gefunden.
Der Gefangene steht dem Bericht zufolge unter Terrorverdacht, nachdem er in einem Supermarkt des US-Militärs einen Rasierapparat kaufen wollte und dabei mit Geldscheinen verschiedener Währungen und Telefonkarten mehrerer Länder aufgefallen sei. Steinmeier habe den Fall im März bei einem Treffen mit seiner US-Kollegin Condoleezza Rice in Brüssel zur Sprache gebracht. Rice habe versprochen, den Vorgang zu prüfen, hieß es weiter.
Der "Spiegel" berichtete weiter, die Amerikaner verlangten von den Deutschen eine umfassende Überwachung des 41-Jährigen als Voraussetzung für dessen Freilassung. Dies sei aus deutscher Sicht aber nicht erfüllbar. Das Magazin schreibt, deutsche Geheimdienstler und Diplomaten befürchteten einen neuen Fall Kurnaz. Der Deutsch-Türke Murat Kurnaz war Ende 2001 nach eigener Aussage in Pakistan festgenommen und nach einem Zwischenaufenthalt in einem US-Lager in Afghanistan in das US-Gefangenenlager Guantanamo gebracht worden. Erst im August 2006 kam er frei.