Ein türkischstämmiger Islamist aus Bayern hat angeblich als Selbstmordattentäter in Afghanistan Anfang März vier Menschen in den Tod gerissen. Deutsche Stellen bestätigten entsprechende Berichte der "Bild"-Zeitung sowie der Magazine "Focus" und "Der Spiegel" zunächst nicht. "Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob es sich bei dieser Person um den Attentäter handelt", sagte eine BKA-Sprecherin in Berlin.
Den Medienberichten zufolge brüstete sich die usbekische "Islamische Dschihad Union (IJU)" im Internet damit, der aus Ansbach in Bayern stammende 28-jährige Cüneyt C. habe am 3. März das Attentat auf den US-Stützpunkt in der ostafghanischen Provinz Chost begangen. Nach damaligen Angaben der US-Streitkräfte waren unter anderem zwei Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF getötet worden, vier weitere wurden verletzt. Nach Angaben des Polizeichefs der Provinz wurden zudem zwei afghanische Arbeiter getötet und zwei Polizisten verletzt.
Laut "Focus" hatte der 28-Jährige enge Kontakte zu der im Herbst im Sauerland ausgehobenen Terrorzelle der Islamischen Dschihad Union. Das bayerische Innenministerium erklärte, über die Beteiligung des Mannes an dem Attentat sei ihm nichts bekannt. Es bestätigte jedoch die in den Berichten genannten Personalien. Der in Freising geborene Mann habe mit Frau und Kindern in Ansbach gelebt. Während dieser Zeit habe er Kontakte zu islamistischen Kreisen gehabt. Im Frühjahr 2007 habe er seinen Arbeitsplatz gekündigt und sei in die Türkei ausgereist. Laut "Bild"-Zeitung hatte der Mann auch Verbindungen zur Ulmer Islamisten-Szene.
Als "Ismail aus Ansbach" bekannt
Die BKA-Sprecherin sagte, die Behörde wolle sich nicht zu Einzelheiten äußern, bevor die Identität des Täters feststehe. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe überprüfe die Angaben, sagte ein Sprecher der dpa. Es gebe "noch keine gesicherten Erkenntnisse".
"Bild"-Zeitung, "Spiegel" und "Focus" berufen sich bei ihren Berichten auf Sicherheitskreise sowie Angaben der IJU. Demnach bekannte sich die IJU im Internet mit einem Foto C.s zu dem Anschlag. "Diese Operation wurde von dem aus Deutschland kommenden ... mutigen Cüneyt C., der sein luxuriöses Leben gegen das Paradies getauscht hat, erfolgreich vervollständigt", zitiert "Focus" eine Übersetzung des türkischen Textes.
Im Winter 2006 entstand laut Bundesanwaltschaft eine deutsche Zelle der IJU, die das Ziel habe, Mitglieder in Deutschland zu rekrutieren und auch hier Anschläge zu verüben. Die IJU hatte sich zu den Terrorplanungen in Deutschland bekannt, die im September mit der Festnahme dreier Männer im Sauerland vereitelt worden waren. Den Berichten zufolge gilt C. den Ermittlern als Weggefährte der Sauerländer Zelle um Adem Y. aus dem hessischen Langen und hatte auch Verbindung zur Ulmer Islamistenszene. Der als "Ismail aus Ansbach" bekannte C. verließ demnach im April 2007 zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern Deutschland, nachdem er ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten war.