"Dieser Konflikt ist noch nicht vorbei", sagte der britische Premierminister Tony Blair in London und warnte wie US-Präsident George W. Bush vor den Gefahren, die noch vor den Soldaten der Invasionstruppen liegen könnten. Es sei nicht zu sagen, "wie schnell dieser Krieg zu Ende gehen wird", sagte auch Bushs Stellvertreter Dick Cheney. Der Einschätzung des US-Militärs zufolge steht der Irak nun an einem Wendepunkt und die Bevölkerung des Landes beginne zu begreifen, dass die Macht von Präsident Saddam Hussein zu Ende sei.
Kontrolle über das Zentrum Bagdads
Die US-Truppen errangen im Laufe des Tages die Kontrolle über das gesamte Zentrum Bagdads und wurden von zahlreichen Menschen mit Jubel und Blumen begrüßt. Ein weltweites Echo lösten die Bilder vom Sturz einer Statue des irakischen Präsidenten Saddam Hussein aus, die auf einem zentralen Platz in der Millionenstadt stand. Bewohner tanzten auf ihren Trümmern und versuchten sich Stücke aus dem marmornen Sockel herauszubrechen.
"Die Szenen, die die Leute im Fernsehen verfolgen, sind eindeutig ermutigende Zeichen für den militärischen Fortschritt", sagte Fleischer unter Hinweis auf den Sturz der Statue. "Das ist ein historischer Moment." Von einem Sieg in Irak sei erst zu sprechen, wenn in wesentlichen Teil des Landes keine Gewalt mehr herrsche und die letzten Reste der bisherigen Herrschaft verschwunden seien, sagte ein Sprecher Blairs.
Blair: Noch gibt es Widerstand
Blair hatte zuvor vor dem Parlament davor gewarnt, dass die Invasionstruppen noch immer auf Widerstand träfen. Dieser werde zwar nicht von der breiten Bevölkerung getragen, "aber von denjenigen aus Saddams Regime, die sich an die Macht klammern." "Es ist zum jetzigen Zeitpunkt extrem schwer zu sagen, was von den höheren Rängen der irakischen Führung unter Saddam noch übrig geblieben ist", fügte er hinzu.
Ein Sprecher Bushs sagte unter Hinweis auf die Fernsehbilder aus der irakischen Hauptstadt: "Was sie da sehen, ist nur ein Teil von Bagdad. Es bleiben noch eine Menge Bereiche in Bagdad, die für unsere Soldaten gefährlich sind." Bush bleibe sehr vorsichtig, "weil er weiß, dass noch immer große Gefahren vor uns liegen können", sagte Fleischer. "So gut die Dinge auch laufen, befinden wir uns immer noch in einer Militäroperation, bei der Menschenleben auf dem Spiel stehen", fügte er hinzu.
US-Armee: Irak besitzt noch bestimmte militärische Möglichkeiten
Die US-Armee bestätigte diese Einschätzung der militärischen Lage. Es gebe noch Reste der bisherigen irakischen Führung und sie verfüge noch über bestimmte militärische Möglichkeiten, sagte Brigadegeneral Vincent Brooks im Hauptquartier der Invasionstruppen in Katar. Der Feldzug habe nun aber einen Punkt erreicht, an dem sich in der Bevölkerung die Gewissheit durchsetze, dass Saddams Regierung die Macht nicht mehr wie bisher ausübe.
Cheney warnt vor Widerstand im Norden
Schnelligkeit und Erfolg kennzeichneten die Invasion, sagte Vizepräsident Cheney befriedigt vor Chefredakteuren in New Orleans, aber im Norden des Landes - in Tikrit, Mossul und Kirkuk - könnte es noch zu harten Konfrontationen kommen. "Wir müssen mit brutalen Taktiken rechnen, bevor das Regime seinen letzten Atemzug tut." Zweifel am endgültigen Ausgang gab es allerdings auch nicht. Das Regime sei "eindeutig zum Untergang verurteilt", verkündete Cheney. Von einem "historischen Augenblick", einem "machtvollen Beweis für den Wunsch der Menschen, frei zu leben", schwärmte Bush-Sprecher Fleischer.
USA wollen Demütigungen vermeiden
Gleichzeitig war den US-Verantwortlichen bewusst, dass noch völlig unklar ist, welche Geschichte künftig im Irak geschrieben werden wird und wie die Menschen letztlich auf die Besetzung ihres Landes reagieren werden. Auch dafür wirkte der Sturz der Statue in Bagdad wie ein Symbol. Nach wenigen Minuten wurde eine amerikanische Fahne, die über das Gesicht des Denkmals Saddams gehängt worden war, wieder entfernt. Auf diese Weise wollte die Supermacht mitten in der empfindsamen, explosiven Region der Araber denn doch nicht Flagge zeigen - denn dies könnte als Machtübernahme verstanden werden.