Anschläge in London "Britischer Al-Kaida-Führer" gefasst

Der pakistanischen Polizei ist laut der britischen "Times" der Drahtzieher der Londoner Anschläge ins Netz gegangen. Eine Rede von Präsident Pervez Musharraf an die Nation wird endgültige Klarheit schaffen.

Die pakistanische Polizei hat nach Informationen der britischen Tageszeitung "Times" den Hintermann der Londoner Terroranschläge festgenommen. Es sei der britische al Kaida-Führer" Haroon Rashid Aswat (30), berichtete die britische Zeitung (Donnerstag) unter Berufung auf Geheimdienst- und Sicherheitsquellen in Pakistan. Die pakistanische Regierung hatte am Mittwoch die Festnahme von 200 muslimischen Extremisten verkündet. Sie hatte aber dementiert, dass der El-Kaida-Verdächtige darunter sei. Mit Spannung werde eine für Donnerstagabend geplante Ansprache des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf an die Nation erwartet.

Verantwortlich für die Logistik

Aswat soll die Anschläge vom 7. Juli logistisch unterstützt haben. Die Ermittlungen ergaben den Zeitungsberichten zufolge, dass er die Wohnorte aller vier mutmaßlichen Bombenleger besucht hat. In den Tagen vor den Anschlägen soll Aswat mit zweien der Verdächtigen 20 Mal telefoniert haben.

Einer der mutmaßlichen Bombenleger von London soll nach Darstellung seines Onkels in Pakistan den al Kaida-Führer Osama bin Laden verehrt haben. Auch habe sich der 22-jährige Shahzad Tanweer sehr empört über die zivilen Todesopfer der Kriege in Irak, Afghanistan und Kaschmir gezeigt, sagte Tahir Pervaiz der pakistanischen Zeitung "Dawn".

2000 Menschen bei Trauerfeier

"Osama bin Laden war Shahzads Vorbild, und er pflegte mit seinen Cousins und Freunden im Dorf über den Mann zu diskutieren", sagte der Onkel des mutmaßlichen Bombenlegers. Tanweer habe seine Familie in der Bauernsiedlung Chak 477-GB bei Faisalabad zuletzt im November vergangenen Jahres besucht. In der Moschee des Dorfs nahmen nach dem Zeitungsbericht vom Donnerstag rund 2.000 Menschen am Freitag vergangener Woche an einer Trauerfeier für Tanweer teil.

Die pakistanischen Behörden bestätigten, dass Tanweer mit einem weiteren mutmaßlichen Bombenleger, Mohammed Sidique Khan, am 19. November 2004 in Karachi eingetroffen sei. Beide seien am 8. Februar dieses Jahres nach London zurückgeflogen. Der pakistanische Geheimdienst vermutet, dass Tanweer auch einige Tage in einer Religionsschule bei Lahore verbracht hat.

Tanweers Onkel sagte, dass dessen Eltern ihn sofort nach den Londoner Bombenanschlägen vom 7. Juli angerufen hätten. Sie hätten ihm mitgeteilt, dass ihr Sohn vermisst werde. Pervaiz sagte, er sei entsetzt gewesen, als er erfahren habe, dass sein Neffe als Bombenleger verdächtigt werde.

Blair ruft Geheimdinst und Sicherheitskräfte zusammen

In London lud Premierminister Tony Blair führende Geheimdienstoffiziere und Leiter der Sicherheitskräfte am Donnerstag zu einer Sitzung ein. Dabei sollte über deren Wünsche für erweiterte Kompetenzen in der Terrorfahndung gesprochen werden.

DPA
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