Eine Woche nach den Terroranschlägen in London gedenkt Europa der Opfer mit zwei Schweigeminuten. Um 12 Uhr Ortszeit, 13 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, legten die Briten für zwei Minuten die Arbeit nieder und verharrten in stillem Gedenken.
Die britische Polizei hat nach einem Bericht der Tageszeitung "The Times" offensichtlich den mutmaßlichen Drahtzieher der Selbstmordanschläge von London identifiziert. Wie das Blatt in seiner Internetausgabe unter Berufung auf Sicherheitskreise schreibt, handelt es sich dabei um einen Briten pakistanischer Herkunft. Er sei etwa Mitte 30. Er sei im vergangenen Monat in einem britischen Hafen angekommen und habe das Land am Tag vor den Anschlägen wieder verlassen.
Verdächtiger soll Kontakt zu al Kaida gehabt haben
Die Sicherheitsbehörden gingen davon aus, dass der Verdächtige bereits früher in terroristische Operationen verwickelt gewesen sei und Verbindungen zu Anhängern des Terrornetzwerkes al Kaida in den USA habe. Er soll die Attentäter in nordenglischen Leeds getroffen haben und möglicherweise seine "Rekruten" unterwiesen haben, wie die Bomben gleichzeitig zu zünden seien. Bei den mutmaßlichen Attentätern von London handelt es sich nach Medienangaben um vier befreundete Briten pakistanischer Herkunft, die aber alle im Vereinigten Königreich geboren sind und dort auch aufwuchsen. Die Täter waren den Angaben nach nie aufgefallen oder mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Scotland Yard hatte die Identität der Attentäter am Vortag durch akribische Untersuchungen ermitteln können, fünf Tage nach den Anschlägen. Nach Berichten war die Bombenexplosion in dem Bus wahrscheinlich nicht geplant. Die Bombe sollte in einer vierten U-Bahn explodieren. Die entsprechende Linie war aber am Donnerstagmorgen gesperrt, hieß es.
Drei von vier Attentätern identifiziert
Die Polizei hat nach Presseberichten bislang drei von vier Briten pakistanischer Abstimmung identifiziert, die die Anschläge ausgeführt haben sollen und dabei getötet wurden. Nach Informationen aus US-Regierungskreisen handelt es sich um drei Männer im Alter von 19 bis 30 Jahren. Der älteste von ihnen war Vater eines acht Monate alten Säuglings. Die britischen Behörden haben ihre Namen bislang nicht veröffentlicht. Darüber hinaus soll nach Informationen von BBC die Fahndung nach einem fünften Verdächtigen eingeleitet worden sein. Es wird vermutet, dass die vier Bombenleger nicht allein vorgegangen sind, und dass die Hintermänner auf freiem Fuß sind.
Die Ermittler untersuchten die Beziehungen zwischen den Verdächtigen und ihr weiteres Umfeld, sagte Innenminister Charles Clarke. Ein Onkel eines der mutmaßlichen Bombenleger erklärte, dass sein Neffe in diesem Jahr für zwei Monate zu Religionsstudien nach Pakistan gegangen sei. Mehrere Regierungsbeamte, unter ihnen Außenminister Jack Straw, haben erklärt, dass die Ausführung der Terroranschläge auf eine Mitwirkung des al-Kaida-Netzwerks hindeute. Die Ermittler haben erklärt, es gebe keinen Hinweis darauf, dass die Bombenleger ihren eigenen Tod eingeplant hätten und damit als Selbstmordattentäter zu betrachten seien.
Der bei den Anschlägen verwendete Sprengstoff komme wahrscheinlich aus Bosnien-Herzegowina, sagte der Forschungsdirektor der Vereinigung für Internationale Strategische Studien (ISSA), Yossef Bodansky. Es stehe außer Zweifel, dass die Bombenleger Teil eines größeren Netzwerks gewesen seien, das sich um Ausbildung und Logistik gekümmert habe, sagte Bodansky.