US-Elite-Uni Antisemitismus- und Plagiatsvorwürfe: Harvard-Präsidentin Claudine Gay reicht Rücktritt ein

Claudine Gay, Präsidentin der Elite-Uni Harvard in den USA
Claudine Gay, Präsidentin der Elite-Uni Harvard in den USA, hat ihren Rücktritt eingereicht
© Kevin Dietsch / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / AFP
Nach nur rund sechs Monaten im Amt tritt die Präsidentin der US-Elite-Universität Harvard, Claudine Gay, zurück. Die Entscheidung folgt Plagiatsvorwürfen sowie heftiger Kritik an ihrer Haltung zu Antisemitismus auf dem Campus.

Angesichts massiver Kritik an ihrer Haltung zu Antisemitismus auf dem Campus hat die Präsidentin der US-Elite-Universität Harvard, Claudine Gay, ihren Rücktritt eingereicht. Die Entscheidung folgt Plagiatsvorwürfen sowie heftiger Kritik an einer Anhörung im US-Kongress, bei der sich Gay und zwei weitere Hochschulpräsidentinnen gegen Vorwürfe verteidigt hatten, nicht genug gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben. In der Folge hatte bereits die Präsidentin der University of Pennsylvania ihr Amt niedergelegt.

"Mit schwerem Herzen, aber aus tiefer Liebe zu Harvard" lege sie ihr Amt nieder, erklärte Gay am Dienstag, nachdem kurz zuvor die Universitätszeitung "The Harvard Crimson" über diesen bevorstehenden Schritt berichtet hatte. In ihrem Rücktrittsschreiben erklärte Gay, sie habe persönliche Drohungen erhalten und sei zum Ziel "rassistischer Feindseligkeit" geworden. Wie die Hochschulzeitung "Harvard Crimson" weiter berichtete, wurde bereits ein vorläufiger Vertreter ernannt.

Claudine Gay war die erste afroamerikanische Präsidentin in Harvard

Mitte Dezember hatte Gay einen Rücktritt noch abgewendet, nachdem sich das Hochschulführungsgremium Harvard Corporation hinter sie gestellt hatte. Gay war zuvor bei einer Kongressanhörung zum Thema Antisemitismus befragt worden. Dabei antwortete sie auf die Frage, ob Studenten, die auf dem Campus zum "Völkermord an Juden" aufrufen, gegen die Verhaltensregeln der Unis verstoßen: "Es hängt vom Kontext ab."

Neben dieser viel kritisierten Aussage sah sich Gay auch mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Der 53-Jährigen wurde vorgeworfen, in ihren Publikationen nicht sauber zitiert zu haben. Im Juli war Gay, die als Tochter haitianischer Einwanderer in New York zur Welt kam, zur ersten afroamerikanischen Präsidentin in der Geschichte der weltberühmten Universität nahe Boston im US-Bundesstaat Massachusetts ernannt worden.

Krieg in Nahost: Proteste an US-Elite-Unis

In den vergangenen Wochen gab es laute Rücktrittsforderungen, unter anderem von einer Gruppe von mehr als 70 Kongressabgeordneten. Aber auch Mäzene der Universität sowie mehr als 700 Fakultätsmitglieder hatten sich auf ihre Seite gestellt.

Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte sich der Streit über den Konflikt in Nahost auch an Universitäten und Schulen in den USA entladen. Anfang Dezember lud der von Republikanern geführte Bildungsausschuss im US-Kongress dann die Präsidentinnen von Harvard, der University of Pennsylvania und dem Massachusetts-Institut für Technologie (MIT) vor. Alle drei räumten in der Anhörung antisemitische und islamophobe Vorfälle an ihren Universitäten ein. 

AFP · DPA
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