Atomprogramm Nordkorea hält am Plutonium-Reaktor fest

Nordkorea hat im Streit um sein Atomprogramm den Ton in der Kontroverse mit den USA verschärft.

Nordkorea hat im Streit um sein Atomprogramm den Ton in der Kontroverse mit den USA verschärft.

Die staatlich gelenkte nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA warf den USA am Freitag vor, sie wollten Nordkorea zu Fall bringen statt auf eine Dialoglösung zu setzen. Die USA stürzten sich "kopfüber in eine extrem gefährliche Konfrontation". Der Aufruf der USA, Nordkorea solle sein Atomprogramm aufgeben, sei ein "Hirngespinst". US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte Nordkorea jüngst im Streit um dessen Atomprogramm davor gewarnt, den Irak-Konflikt für sein eigenes Streben nach Massenvernichtungswaffen auszunutzen. Die USA seien in der Lage, gleichzeitig zwei Kriege zu führen und zu gewinnen.

Waffenfähiges Plutonium


Nordkorea plant nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) innerhalb von zwei Monaten das Wiederanfahren eines Atomreaktors, der waffenfähiges Plutonium produzieren könnte. Die Anlage bei Pjöngjang war im Rahmen eines 1994 mit den USA geschlossenen Abkommens stillgelegt worden. Damals hatte sich das kommunistische Land zur Aufgabe seines Atomprogrammes verpflichtet, und die USA sowie weitere Geber hatten zugesagt, Heizöl zu liefern und beim Bau zweier Reaktoren zur zivilen Nutzung der Atomenergie zu helfen. Im Oktober hatten die USA mitgeteilt, Nordkorea habe den Bruch des Abkommens eingestanden.

Strom-Knappheit


Die Regierung in Pjöngjang erklärte, der Atomreaktor werde zur Stromgewinnung benötigt, weil die USA, Südkorea, Japan und die Europäische Union (EU) ihre Öllieferungen eingestellt hatten. Viele Experten meinen, Nordkorea wolle die USA zur Wiederaufnahme ihrer Hilfslieferungen und zum Abschluss eines Nichtangriffspaktes bewegen.

Südkorea hält noch still

Der gewählte südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun rief Nordkorea unterdessen auf, sein Spiel mit dem Feuer zu beenden und Pläne zur Reaktivierung des stillgelegten Reaktors aufzugeben. Nordkorea untergrabe die Anstrengungen in Südkorea um eine Annäherung. Beide Länder sind seit Ende des Korea-Krieges 1953 geteilt und haben noch keinen Friedensvertrag geschlossen.

Politik der Annäherung geschwächt


Der neu gewählte südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun hat den kommunistischen Nachbarstaat Nordkorea am Freitag vor negativen Auswirkungen seiner Atompolitik auf die Entspannung auf der geteilten Halbinsel gewarnt. Die Wiederinbetriebnahme von Atomreaktoren könne die von seinem Amtsvorgänger Kim Dae Jung betriebene Politik der Annäherung gegenüber Pjöngjang schwächen, sagte Roh in Seoul. Er reagierte damit auf den Transport von 1000 Atombrennstäben in ein Lager des stillgelegten Reaktors in Yongbyon, dessen Wiederinbetriebnahme Nordkorea derzeit vorbereitet.

Roh war als Verfechter der "Sonnenscheinpolitik" Kims gegenüber Nordkorea am 19. Dezember zum neuen Präsidenten Südkoreas gewählt worden und wird dieses Amt im Februar übernehmen. Wenn Pjöngjang seinen derzeitigen Kurs nicht ändere, werde es schwierig sein, die Bevölkerung auch weiterhin für die Entspannungspolitik zu gewinnen, sagte Roh.