Aufstand in Jemen Schwere Kämpfe fordern Dutzende Tote in Sanaa

Rauchwolken über der jemenitischen Hauptstadt: Die Gefechte zwischen regierungskritischen Stammeskämpfern und der jemenitischen Armee werden immer heftiger. Beide Seiten setzen auf schwere Waffen, auch Unbeteiligte kommen ums Leben.

Der Machtkampf im Jemen wird immer blutiger. Sicherheitskräfte des bedrängten Präsidenten Ali Abdullah Salih versuchen weiterhin, die Residenz des rivalisierenden Stammesscheichs Sadik al Ahmar in der Hauptstadt Sanaa zu stürmen. Beide Seiten setzen inzwischen Mörsergranaten, Panzerfäuste und Schnellfeuerwaffen ein. Mindestens 40 Stammeskämpfer, 15 Polizisten und vier Passanten wurden seit Dienstag getötet, berichtete die Webseite "yemenpost.net". Zahlreiche Menschen wurden verletzt.

Rauchwolken stiegen über dem Haus al Ahmars, über dem Innenministerium und dem Sitz der Luftfahrtgesellschaft Yemeni Airways auf. Ein Vertreter des Innenministeriums erklärte, al Ahmars Stammeskämpfer hätten das Ministerium angegriffen, um es unter ihre Kontrolle zu bringen. Augenzeugen berichteten hingegen, die Kämpfe konzentrierten sich auf das Anwesen des Stammesscheichs. Dieses steht weiter unter Beschuss. Auch die vier getöteten Passanten seien in dessen Nähe von einer Granate der Regierungstruppen getroffen worden.

Salih lehnt Vertrag über Machtwechsel ab

Im belagerten Haus al Ahmars ist auch eine Abordnung von anderen Stammesführern eingeschlossen. Diese hatte wenige Stunden zuvor vergeblich versucht, die Salih-Truppen zu einem Waffenstillstand zu bewegen. Die Truppen hatten bereits am Vortag die Residenz angegriffen. Dabei waren zehn Polizisten, sechs Stammeskämpfer und zwei Passanten getötet worden.

Der seit 1978 regierende Präsident Salih hatte sich am vergangenen Sonntag geweigert, eine von den Golfstaaten vermittelte Vereinbarung für einen friedlichen Machtwechsel zu unterzeichnen. Stattdessen hatte er die Opposition davor gewarnt, einen Bürgerkrieg anzuzetteln. Die Opposition und die Protestbewegung fordern den Rücktritt Salihs, dem sie Korruption und Gewalt gegen politische Gegner vorwerfen.

Exil oder Gericht?

Die Oppositionsparteien, denen sich auch al Ahmar angeschlossen hat, wären bereit, Salih in Würde ins Exil gehen zu lassen. Die jungen Demonstranten fordern, dass er vor Gericht gestellt wird.

DPA
fw/DPA/AFP