Bodenkrieg Offensive stößt auf geringen Widerstand

Amerikanische und britische Truppen haben am Freitag ihre Bodenoffensive in den Irak ohne größeren Widerstand fortgesetzt.

Bei der alliierten Großoffensive im Süd-Irak sind US-Truppen bereits in den ersten 24 Stunden weit in Richtung Bagdad vorgestoßen. Das berichteten die sie begleitenden Journalisten. Die amerikanischen und britischen Einheiten könnten bereits "binnen drei bis vier Tagen" die irakische Hauptstadt erreichen, sagte am Freitag ein britischer Militärsprecher nach Meldungen des Rundfunksenders BBC.

Irakische Einheiten um die südirakische Großstadt Basra sollen sich nach US-Angaben in großer Zahl ergeben haben. Eine unabhängige Bestätigung gab es dafür nicht. Aus der nordirakischen Stadt Mosul, der zweitgrößten Stadt des Landes, wurden zum Teil heftige Explosionen gemeldet.

Truppen treffen auf wenig Widerstand

Britische und amerikanische Infanterieverbände trafen bei ihrem Vormarsch im Südirak nach britischen Angaben im allgemeinen auf wenig Widerstand. Militärbeobachter sahen dies als Anzeichen dafür, dass sich der irakische Präsident Saddam Hussein auf die Verteidigung der Hauptstadt Bagdad konzentriert. Es war weiter unklar, ob der irakische Machthaber bei den gezielten Luftangriffen zu Beginn des Krieges verletzt worden ist. Die von den USA angekündigten schweren Luftbombardements blieben zunächst weiter aus. Nach offiziell bestätigten Berichten sollen jedoch am Vormittag B52-Bomber von England aus gestartet sein, die in ca. sechs Stunden im Irak eintreffen könnten.

Erste Verluste durch Unfall

Die Alliierten mussten die ersten Verluste hinnehmen. In Nord- Kuwait kamen nach offiziellen Angaben acht britische und vier amerikanische Soldaten beim Absturz eines Helikopters ums Leben. Der Transporthubschrauber vom Typ CH-46 Sea Knight sei nicht durch feindlichen Beschuss abgestürzt, sagte ein britischer Militärsprecher. Bei den alliierten Luftangriffen wurden nach Meldungen des US-Nachrichtensenders CNN auf irakischer Seite bislang fünf Soldaten und ein Zivilist getötet.

Amerikanische und britische Truppen standen vor der irakischen Grenzstadt Umm el Kasr. Der Widerstand der Iraker sei weitgehend gebrochen, sagte ein britischer Militärsprecher. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon warnte in der BBC aber erneut vor zu optimistischen Annahmen, dass der Krieg schnell vorbei sein werde. Insgesamt verlaufe die Offensive aber gut.

Strategisch wichtige Halbinsel eingenommen

Die der Hafenstadt Basra vorgelagerte Halbinsel Fao ist nach Angaben eines britischen Militärsprechers in CNN unter der Kontrolle der alliierten Truppen. Dort befinden sich zahlreiche Ölquellen. Nach Angaben der kuwaitischen Nationalgarde sollen 15 Ölquellen im Südirak in Brand gesetzt worden sein.

Relative Ruhe in Bagdad

In der Hauptstadt Bagdad herrschte am Freitagmorgen relative Ruhe, nachdem die Stadt in der Nacht nach Meldungen von CNN erneut mit mehreren Marschflugkörpern angegriffen worden war. Dabei soll es insgesamt 36 Verletzte gegeben haben. Am Morgen zeigte die Stadt nach Berichten der dort stationierten dpa-Korrespondenten eine relative Normalität. Einige Geschäfte waren geöffnet. Bei den Luftangriffen waren mindestens zwei Regierungsgebäude im Umfeld des irakischen Präsidentenpalastes gezielt getroffen worden, wie Journalisten sehen konnten.

Die USA hatten am Donnerstagabend in zwei Wellen mehrere Gebäude in Bagdad angegriffen, darunter auch das irakische Planungsministerium. Nach US-Medienberichten wurde zudem das Büro des Vize-Ministerpräsidenten Tarik Asis beschossen. Fernsehbilder zeigten riesige Rauchwolken über der Stadt.

Vormarsch in Richtung Bagdad

Bei ihrem am Vorabend begonnenen Vormarsch in Richtung Bagdad stieß ein Konvoi aus 2000 Panzern, gepanzerten Angriffsfahrzeugen und Versorgungslastern des 3. Infanteriedivision nach den Worten von Reuters-Korrespondent Luke Baker auf keinen Widerstand. "Wir sind jetzt etwa 150 Kilometer tief auf irakischem Boden, es gab keinen Widerstand und keine Gefangennahmen", berichtete Baker am frühen Morgen gegen 07.15 MEZ. Dem Truppenverband voran flögen Apache-Kampfhubschrauber, die den Vormarsch absicherten. Seit dem Beginn des Vormarsches der Division gegen 20.00 Uhr MEZ habe es keinen Widerstand gegeben.

Truppen durchqueren Ölfelder

Die Truppen passierten auf ihrem Vormarsch mehrere Ölfelder, die zu den größten Iraks gehören. In der Nähe des südlichen Rumailah-Feldes waren Rauch und Flammen zu sehen. Es war aber unklar, ob es sich dabei um die normalen Ölfeuer handelte oder ob dies eine Folge der Kampfhandlungen war. Reuters-Kollegen, die speziell die Ölfelder beobachten, sagten, es stehe nichts in Flammen. Der Schutz der Ölfelder ist eines der wichtigsten Ziele der Militärstrategen. Im Golfkrieg 1991 hatte Irak die Ölfelder Kuwaits in Brand gesteckt und damit die Ölförderung des Landes stark beschädigt.

Massiven Militärschlag vermeiden

Rumsfeld sagte in Washington, man hoffe immer noch, einen beispiellosen Militärschlag vermeiden zu können. Dazu gebe es Verhandlungen auf allen denkbaren Ebenen mit Mitgliedern der irakischen Armee. Soldaten werde die Möglichkeit gegeben, ohne Ehrverlust aufzugeben. "Es gibt Kommunikation in jeder denkbaren Art und Weise mit den irakischen Streitkräften - offen und vertraulich -, wie sie ehrenhaft handeln und ihre Waffen nieder legen können", sagte Rumsfeld vor Mitgliedern des US-Kongresses. Die USA hofften immer noch, dass Saddam aufgebe, bevor der Krieg seine ganze Wucht entfalte.