Boris Trajkovski Ein Mann des Ausgleichs in Zeiten der Krise

Der bei einem Flugzeugabsturz getötete mazedonische Staatspräsident Boris Trajkovski hinterlässt in seiner Heimat eine große Lücke. Das westlich orientierte Staatsoberhaupt galt als Garant des Ausgleichs zwischen Mazedoniern und Albanern.

Mit dem bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski hat der Balkan einen Mann des Ausgleichs verloren. Der 47-jährige Trajkovski war seit 1999 Staatsoberhaupt seines Landes. Er führte Mazedonien in einer Zeit, als es nach dem Aufstand albanischstämmiger Rebellen am Rand des Zusammenbruchs stand. Wegen seiner neutralen Haltung war er in der gesamten Bevölkerung angesehen.

Trajkovski wurde am 25. Juni 1956 in dem Dorf Strumica geboren. Er studierte bis 1980 Rechtswissenschaften in der Hauptstadt Skopje und in den USA Theologie, wo er auch vom orthodoxen Christentum zu den Methodisten konvertierte. Trajkovski ging zuerst in die Wirtschaft und leitete 1997 die Rechtsabteilung einer Baufirma. In die Politik kam er im gleichen Jahr, als er das Amt als Bürochefs des Bürgermeisters im Stadtbezirk Kisela Voda in Skopje übernahm. Trajkovski war auch Mitglied der ehemals nationalistischen VMRO-DPMNE (Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation - Demokratische Partei für Mazedonische Nationale Einheit), in der er die Kommission für auswärtige Beziehungen leitete.

Internationales Ansehen erworben

Als sich die Lage im benachbarten Kosovo zuspitzte und der Konflikt auf Mazedonien überzugreifen drohte, wurde Trajkovski als stellvertretender Außenminister und Berater von Ministerpräsident Lubco Georgievski in die Regierung berufen. Als Koordinator der Flüchtlingshilfe erwarb er sich auch international Ansehen.

Bei den Präsidentenwahlen Ende 1999 trat Trajkovski dann für die VMRO-DPMNE gegen den Kandidaten der aus den Kommunisten hervorgegangenen Sozialdemokraten an, Tito Petkovski. In der ersten Runde unterlag er dabei noch deutlich, konnte sich aber in der Stichwahl nicht ganz unerwartet knapp durchsetzen, da die albanischstämmige Bevölkerung nahezu geschlossen für ihn stimmte.

Bekenntis zu Demokratie und Marktwirtschaft

Nach seiner Wahl gelobte Trajkovski, Präsident aller Mazedonier ohne Ansehen ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen sein zu wollen. Mazedonien solle ein Land mit entwickelter Demokratie und Marktwirtschaft werden. Trajkovskis Zielen stand aber schon bald die Realität eines Aufstands bewaffneter albanischer Rebellen gegenüber, die ihre Forderung nach mehr Rechten für die albanischstämmige Bevölkerung mit Gewalt durchsetzen wollten. Kämpfe gab es bis in die nähere Umgebung der Hauptstadt Skopje.

Während Teile der Regierung weiter auf eine militärische Lösung setzten, bemühte sich Trajkovski um Vermittlung und Mäßigung nach allen Seiten. Seine Vorschläge sahen auch mehr Rechte für die Albaner vor. Aber erst auf massiven internationalen Druck hin wurde am 13. August 2001 der Friedensplan von Ohrid unterzeichnet. Die Umsetzung wurde von einer NATO-Einheit überwacht, der auch deutsche Soldaten angehörten.

Bemühungen um eine Integration der Albaner

Trajkovski trat auch danach weiter für die Integration der albanischstämmigen Bevölkerung ein, für ihre Vertretung in den staatlichen Gremien und Institutionen. Allgemein wurde erwartet, dass Trajkovski bei der wieder anstehenden Präsidentenwahl Ende dieses Jahres für eine zweite fünfjährige Amtszeit gewählt wird.

Die Balkan-Republik Mazedonien

Mazedonien ist mit 25 700 Quadratkilometern etwa so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Die größten Probleme für die knapp 2,1 Millionen Einwohner sind die hohe Arbeitslosigkeit und ethnische Spannungen.

Nach der Unabhängigkeit von Jugoslawien im Jahr 1991 war die Lage lange vom Streit der Volksgruppen geprägt. Bis zur Anerkennung ihrer Minderheitenrechte in der neuen Verfassung von 2001 lieferten die muslimischen Albaner der Mehrheit der slawisch-christlichen Mazedonier blutige Auseinandersetzungen. Für die Stabilisierung der Lage ist künftig eine EU-Polizeitruppe verantwortlich, der auch deutsche Beamte angehören.

Politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des südosteuropäischen Binnenlandes Landes ist Skopje, wo 580 000 Menschen leben. Staatsoberhaupt seit 1999 war Boris Trajkovski. An der Spitze einer Koalition von Sozialdemokraten, albanischen Ex-Rebellen und Liberaldemokraten steht seit Ende 2002 Branko Crvenkovski.

Ein Viertel der Mazedonier lebt unter der Armutsgrenze

Die wirtschaftliche Lage ist schlecht. Ein Viertel der Mazedonier lebt unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit betrug 2002 37 Prozent, bei den Jugendlichen war sie doppelt so hoch. Auch ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent im letzten Jahr konnte keine Abhilfe schaffen. Die EU hat einen Beitritt vage in Aussicht gestellt.

DPA
Konstantin Testorides