"Was sie heute getan haben, ist beispiellos in der Geschichte des Landes", verdammte Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva die Ereignisse, nachdem die Lage wieder unter Kontrolle war. "Das war Barbarei. Das waren Faschisten. Sie müssen gefunden und bestraft werden."
Zuvor hatten radikale Anhänger von Ex-Präsident Jair Bolsonaro am Sonntag das Regierungsviertel in der brasilianischen Hauptstadt Brasília gestürmt und kurzzeitig die Schaltzentralen der wichtigsten Staatsgewalten des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Sie drangen in den Nationalkongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto ein und randalierten in Sitzungssälen und Büros.
Die Polizei in Brasília wirkte völlig überrumpelt. Schnell rissen die Demonstranten die Straßensperren ein und drängten die Beamten zurück. Bald standen sie auf dem Dach des Kongresses und schwenkten brasilianische Nationalflaggen. Kurz darauf drangen sie auch in den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz ein.
Ereignisse in Brasilien erinnern an Sturm auf US-Kongress
Im Inneren der Gebäude ließen die Randalierer ihrem Hass auf die neue Linksregierung freien Lauf. Sie stießen Stühle und Schreibtische um, warfen Fensterscheiben ein, beschädigten Kunstwerke und schmierten Parolen an die Wände. Ein Angreifer nahm sogar die Bürotür des bei Bolosonaro-Anhängern besonders verhassten Bundesrichters Alexandre de Moraes als Trophäe mit. Die Szenen erinnerten an den 6. Januar 2021, als Unterstützer des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump den Kongress in Washington stürmten.

Sehen Sie im Video: Bolsonaro-Anhänger stürmen Regierungsgebäude in Brasilia.
Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte in Brasília die Lage wieder unter Kontrolle. Die Militärpolizei rückte mit Reiterstaffeln und gepanzerten Fahrzeugen auf den Platz der drei Staatsgewalten im Zentrum der Hauptstadt vor. Spezialkräfte setzen Tränengas ein, Hubschrauber kreisten über dem Regierungsviertel. Rund 230 Verdächtige wurden festgenommen, wie Justizminister Flavio Dino mitteilte.
Bolsonaro verurteilte die Aktion seiner radikalen Anhänger. "Friedliche Demonstrationen sind Teil der Demokratie. Plünderungen und Überfälle auf öffentliche Gebäude, wie sie heute stattgefunden haben, fallen jedoch nicht darunter", schrieb der rechte Ex-Staatschef auf Twitter. "Während meiner gesamten Amtszeit habe ich mich stets an die Verfassung gehalten und die Gesetze, die Demokratie, die Transparenz und unsere heilige Freiheit geachtet und verteidigt."
In der Fotostrecke sehen Sie die dramatischen Bilder des Angriffs auf die Regierungsgebäude in Brasília.