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Wahl in Brasilien Die Demokratie lebt – doch Lula sendet noch eine weitere wichtige Botschaft

Freude bei Lulas Anhängern: Diese Gruppe feiert in Sao Paolo den Wahlsieg gegen Jair Bolsonaro
Freude bei Lulas Anhängern: Diese Gruppe feiert in Sao Paolo den Wahlsieg gegen Jair Bolsonaro
© Caio Guatelli / AFP
Nach einem erbitterten Wahlkampf setzt sich Ex-Präsident Lula in Brasilien gegen Amtsinhaber Bolsonaro durch. Der Wahlsieg sendet zwei wichtige Botschaften in die Welt, meint unser Autor.

Zum Schluss fällt der Wahlsieg knapper aus als erwartet – und doch klar genug, um jeden Zweifel zu beseitigen: Lula da Silva ist der rechtmäßige Sieger der Präsidentschaftswahl in Brasilien, mit mehr als zwei Millionen Stimmen Vorsprung. Eine Beanstandung macht keinen Sinn, schon gar nicht eine Neuauszählung durch das Militär. Die Demokratie im fünftgrößten Land der Welt bleibt am Leben.

Schlimm genug, das alles betonen zu müssen, doch Amtsinhaber Jair Bolsonaro hat bis zuletzt versucht, die Spielregeln der Demokratie zu unterminieren – ähnlich wie sein Vorbild Donald Trump. Dass er – ein Fan von Trump, Putin, Orban und anderer autoritärer Führer – gescheitert ist, ist das vielleicht wichtigste Ergebnis dieser Wahl. Ob er sich daran hält, einen friedlichen Übergang zu schaffen, werden die kommenden Tage und Wochen erst zeigen. Während sämtliche Staatspräsidenten und Oppositionspolitiker Lula sofort gratulierten, hüllte sich Bolsonaro in der Wahlnacht in Schweigen. Er sei Schlafen gegangen, hieß es.

Lula ruft zur Versöhnung in Brasilien auf

In seiner Siegesansprache an die Nation hat Lula da Silva zum Frieden aufgerufen, zur Aussöhnung, zur Nächstenliebe. Und, ohne Bolsonaro explizit zu nennen, auf dessen Hinterlassenschaften hingewiesen: Hass, Gewalt, Volksbewaffnung, Elend, Armut. Bolsonaro hinterlässt ein gespaltenes Land, das er in erster Linie selbst so geschaffen hat, indem er Hass verbreitete und Lügen und Manipulation zum Kern seiner Kommunikation machte. Lula hielt ihm in seiner Siegesrede – etwas zu optimistisch – entgegen: "Es gibt nicht zwei Brasilien. Lasst uns wieder versöhnen."

Vor Lula stehen schwere Aufgaben – nicht nur ein politischer Gegner, der Desinformation-und Hasskampagnen fortführen wird, um an die Macht zurückzukehren. Anders als vor 20 Jahren, befindet sich Brasilien in einer wirtschaftlichen schwierigen Situation. Die Armut ist gestiegen, die Inflation hoch, das Haushaltsloch gewaltig, die Rohstoffpreise werden nicht für einen Boom sorgen, wie ihn Lula während seiner ersten Amtszeit erlebte. Die von ihm versprochenen Sozialprogramme müssen bezahlt, die Investitionen in Bildung, Kultur, Umweltschutz und die marode Infrastruktur erstmal finanziert werden.

Ein Zeichen an Klimaaktivisten und die Vereinten Nationen

Wenn es jedoch einer schaffen kann, dann der 77-jährige Lula da Silva, der nicht nur unangefochten ist im eigenen Lager – anders als etwa Biden –, sondern auch in der Vergangenheit auf politische Gegner zugegangen ist und sich als Pragmatist gezeigt hat. Er ist weder ein dogmatischer Linker noch ein waschechter Sozialist noch ein alterssturer Bock.

Die vielleicht wichtigste Botschaft für die Welt, neben dem Sieg der Demokratie: Der Amazonas-Regenwald hat seinen alten Alliierten zurück. Lula sprach am Abend von dem klaren Ziel: "null Abholzung". Das wird ihm nicht gelingen, zumal die Abholzungsraten auch während seiner Präsidentschaft viel zu hoch waren. Aber es ist ein Zeichen an Klimaaktivisten und Staatenlenker und die Vereinten Nationen: Wenn ihr wollt (und zahlt), machen wir uns gemeinsam an die Rettung des größten Regenwalds der Welt.  

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