Mitwochabend wird US-Präsident George W. Bush in Mecklenburg-Vorpommern landen, den ganzen Donnerstag wird er Angela Merkels Wahlkreis besuchen, sich ins Goldene Buch der Stadt Stralsund eintragen, in Trinwillershagen mit Einheimischen grillen. In Washington hat der Präsident am Montag mit ausländischen Journalisten über seine Reise gesprochen - am Dienstag hat das Weiße Haus ein Protokoll des Gesprächs ins Internet gestellt. stern.de hat Passagen des Interviews aus dem Englischen übersetzt.
"Ein Zeichen großzügiger Gastfreundschaft"
In dem Gespräch hob Bush hervor, dass er sich insbesondere darauf freue, Angela Merkel in ihrem ostdeutschen Wahlkreis zu besuchen. "Sie hat mich freundlicherweise in ihren Teil des Landes eingeladen", sagte Bush."Ich empfinde es immer als ein Zeichen großzügiger Gastfreundschaft, wenn jemand sagt, komm' in meiner Heimatgegend vorbei. Und ich freue mich darauf, mit ihr eine gute Diskussion über eine Vielzahl von Themen zu führen." Anders als bei seinem letzten Deutschland-Besuch Anfang 2005 in Mainz, wo Bush hermetisch von der Bevölkerung abgeschottet worden war, soll die Reise nach Ostdeutschland den umstrittenen US-Präsidenten mit "einfachen Bürgern" in Kontakt bringen, um so Volksnähe zu demonstrieren.
In dem Gruppen-Interview, in dem es vorwiegend um den bevorstehenden G8-Gipfel ging, pries Bush Deutschlands besondere Bedeutung in der Weltpolitik. "Ich habe oft mit der Kanzlerin gesprochen, seitdem sie drin ist [das Amt übernommen hat, Red.]" sagte er laut dem offiziellen Gesprächs-Protokoll. "Das ist wichtig, weil Deutschland eine wichtige Rolle spielen muss, nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt."
"Seitdem ich Präsident bin, ist die Beziehung gut"
Als ein Journalist die Frage stellte, ob Deutschland nun, wie einst zu Zeiten Helmut Kohls, der wichtigste Partner der USA in Europa sei, ging Bush auch auf sein Verhältnis zu Merkels Vorgänger Gerhard Schröder ein: "Es ist offensichtlich, dass wir bei dem Thema Irak Meinungsverschiedenheiten hatten. Abgesehen davon, war ich immer der Auffassung, dass unsere Beziehung zu Deutschland von zentraler und wichtiger Bedeutung war. Über die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kanzler Schröder und mir ist viel [geschrieben, Red.] worden, und es gab ohne jede Frage Meinungsverschiedenheiten. Aber aus meiner Sicht, und ich glaube, er würde das auch so sehen, haben wir versucht, jenseits dessen zusammen zu arbeiten. Es gab andere Themen, mit denen wir uns beschäftigten mussten. Seitdem ich Präsident bin, ist die [deutsch-amerikanische, Red.] Beziehung gut."
Das Verhältnis zwischen Washington und Berlin hatte sich nach der Ablehnung des Irak-Krieges durch die Regierung Schröder erheblich abgekühlt. Bush aber ist nun offenbar viel daran gelegen, die neue deutsche Regierung und auch die deutsche Öffentlichkeit als Partner zurück zu gewinnen.
"Dafür bin ich dankbar"
Wenn auch mit Schröder laut gegenwärtiger Interpretation nicht alles schlecht war, so machte Bush in dem Gespräch auch klar, dass mit Merkel auf jeden Fall alles besser werden könne. "Angela Merkel ist nun zu einer Zeit ins Amt gekommen, in der wir dies [die Unstimmigkeiten, Red.] hinter uns haben und wir uns vorwärts bewegen," sagte Bush - und verwies nochmals auf Deutschlands weltpolitische Rolle. Er erinnerte daran, dass eine seiner ersten Entscheidungen nach den Anschlägen des 11. September darin bestanden habe, Afghanistan anzugreifen und dass dies von den Deutschen unterstützt worden sei. In diesem Sinne spiele Deutschland eine wichtige Rolle in Europa, und Kanzlerin Merkel habe in diesem Kontext ihre Führungsrolle angenommen. "Dafür bin ich dankbar", sagte Bush.