Corona-Pandemie 4000 Corona-Tote in Schweden – in der Relation mehr als in den USA

Der schwedischer Arzt Dr. Lars Falk berichtet aus einer Intensivstation in Stockholm.
© AFP
Sehen Sie im Video: Wie ist die Lage auf einer schwedischen Intensivstation? Ein Arzt berichtet.






Weltweit kämpfen Krankenpfleger und Ärzte weiterhin gegen das Coronavirus.


Doch während ein Großteil der Welt mit strikten Maßnahmen 


gegen die Ausbreitung ankämpft, setzt Schweden auf einen liberalen Kurs.


Dr. Lars Falk ist einer der führenden Ärzte des Landes.


In Stockholm leitet er eine sogenannte ECMO-Intensivstation.


Dort werden die Patienten maschinell beatmet. Doch die Anzahl der Betten ist begrenzt.


"Alle Patienten, die hier herkommen haben ernsthafte Atemprobleme. Sie sind nicht in der Lage über ihre Lungenfunktion genügend Sauerstoff aufzunehmen."


"In einigen Fällen hat die Leistungsfähigkeit des Herzens auch einen Effekt, wo das Herz nicht so gut pumpt, wie es eigentlich sollte."


"Aber grundsätzlich sind die Patienten mit Covid-19, die auf die ECMO-Station kommen nicht in der Lage eigenständig zu atmen."


"Die Patienten, die hier herkommen würden bei einer herkömmlichen Intensivbehandlung innerhalb von 24 Stunden sterben."


Viele Patienten sind auf die Beatmungsbetten angewiesen. Ohne spezielle Beatmung würden viele Patienten sterben.


"Wir versuchen, die Sterberate von 100 Prozent, verglichen mit älteren Daten, in eine Überlebenschance von 75 Prozent umzuwandeln."


"Also wir hoffen, dass die Patienten, die hier liegen, dank unserer speziellen Behandlung überleben."


"Was bei normaler intensivmedizinischer Betreuung nicht passieren würde."


In Schweden sind über 26.000 Menschen an Covid-19 erkrankt.


Bei einer Anzahl von 523 Intensivbetten.


Im Extremfall müssen Ärzte wie Dr. Falk schwierige Entscheidungen treffen.


"Wir müssen sorgfältiger auswählen, welche Patienten wir auf die Station holen. Wir sind immer voll besetzt."


"Die Plätze werden immer knapper. Wir müssen also wirklich nur geeignete Patienten auswählen."


"Dabei müssen wir aber natürlich andere Patienten aussortieren.


Das sind wirklich schwierige Entscheidungen, die nicht leicht fallen."


Die spezielle Beatmungsmethode ist kostenintensiv und benötigt geschultes Personal.


Speziell für Pflegerinnen und Pfleger ist die Corona-Krise eine Herausforderung.


"Die Behandlung der Patienten ist sehr anstrengend, ganz besonders für die Pfleger, weil sie ganz nah an den Patienten sind."


"Sie haben lange Schichten und müssen die Schutzausrüstung tragen, die den ganzen Körper bedeckt."


"Es macht es schwieriger, sich zu bewegen, und auch die Versorgung der Patienten viel anspruchsvoller als normalerweise."


In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob Schweden den richtigen Weg gewählt hat.


Die Intensivstation in Stockholm ist jedoch vorbereitet.

Schweden gilt vielen als leuchtendes Beispiel, wie man mit der Corona-Pandemie umgehen kann, ohne das alltägliche Leben allzu sehr einzuschränken. Doch nun meldet das Land mehr als 4000 Todesfälle. Relativ gesehen sind das mehr als in den USA.

Die Zahl der Corona-Todesfälle in Schweden ist auf 4029 gestiegen. Das meldeten die schwedischen Gesundheitsbehörden am Montagabend. Das nordeuropäische Land, das durch weniger strikte Maßnahmen gegen das neue Coronavirus auf sich aufmerksam gemacht hat, verzeichnet mittlerweile eine wesentlich höhere Sterberate als seine skandinavischen Nachbarländer.

Der Website Worldometer zufolge zählt Schweden aktuell 399 Corona-Todesfälle pro eine Million Einwohner. In Norwegen sind es 43 Tote pro eine Million, in Dänemark 97, in Finnland 56. Das Land mit seinen 10,3 Millionen Einwohnern liegt damit aber immer noch hinter anderen europäischen Ländern wie Frankreich mit 435 Todesfällen pro eine Million Einwohner, Großbritannien und Italien mit jeweils 542 oder Spanien mit 615 Toten pro eine Million Einwohner, andererseits deutlich vor den Niederlanden (340) und auch den USA (302 Tote pro ein Millionen Einwohner), die wiederum weltweit mit großem Abstand die meisten Corona-Fälle aufweisen (1,7 Millionen). Für Deutschland weist die Statistik-Seite einen ebenfalls deutlich geringeren Wert von aktuell 101 Toten auf eine Million Einwohner aus.

Schweden: Virologe verweist auf Zählweise

Der schwedische Chef-Virologe Anders Tegnell betonte, beim Vergleich von Sterberaten sei Vorsicht geboten. "In Schweden wird jeder, bei dem Covid-19 nachgewiesen wurde und der im Laufe von 30 Tagen stirbt, als Covid-19-Toter gezählt, unabhängig von der Todesursache", sagte Tegnell der Nachrichtenagentur AFP. Unterschiedliche Zählweisen sind zuletzt wiederholt beim Vergleich von statistischen Werten zur Coronakrise öffentlich diskutiert worden.

Der schwedischen Regierung war zuletzt vorgeworfen worden, durch den Verzicht auf konsequente Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus' mit dem Leben ihrer Bürger zu spielen. Die schwedischen Gesundheitsbehörden hatten darauf beharrt, ihr Vorgehen sei langfristig nachhaltig und drastische kurzfristige Maßnahmen nicht effektiv genug, um deren Auswirkungen auf die Gesellschaft zu rechtfertigen. Insgesamt wurden in Schweden bislang nach offiziellen Angaben 33.843 Coronavirus-Infektionen registriert.

AFP
dho

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