David Miliband wurde für eine kurze Zeit in der hitzigen Nachfolge-Diskussion um das Amt des britischen Premiers als Herausforderer von Gordon Brown gehandelt, als letztes Ass im Ärmel von Tony Blair. Miliband hat sich damals gegen den partei-internen Kampf entschieden und für die Fortschreibung des Projektes New Labour. Dafür ist er heute Außenminister.
Er wirkt immer noch erstaunlich jung, der 42-jährige Sohn des belgischen Immigranten und marxistischen Theologen Ralph Miliband, der kurz vor dem zweiten Weltkrieg vor den Verfolgungen Nazi-Deutschlands nach England floh. Doch es ist David Miliband, der in politischen Kreisen auch als "Brains", das Gehirn, bekannt ist, der auf diesem Parteitag die wichtigste Rede zu den pressierenden außenpolitischen Themen hielt. Und dieses Hoffnungskind der Ära Blair ist es auch, der sich von eben dieser Zeit distanziert hat und Labour auf die nächsten zehn Jahre Regierungszeit einschwören will.
Auf die Zukunft konzentrieren
Es ist keine Entschuldigung, die Miliband anbietet in seiner Rede. Es ist auch kein Eingeständnis, dass die Entscheidung seines Mentors Tony Blair falsch gewesen sei, damals im Frühjahr 2003 in den Krieg gegen den Irak zu ziehen. Aber es ist ein Schritt auf die Briten zu, die die Rechtmäßigkeit dieses Krieges seitdem in Zweifel ziehen.
David Miliband sprach von den "Erfolgen und Narben" der vergangenen Jahre. Und davon, dass nun die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden müssen: "Der Krieg in Irak hat uns geteilt in unserer Partei und in unserem Land. Es war eine sehr wichtige Entscheidung, und die Leidenschaft auf beiden Seiten war ernsthaft und verständlich. Aber was immer Recht und Unrecht war, und beides war vorhanden - wir müssen uns auf die Zukunft konzentrieren." Die Lehre sei, dass es zwar militärische Siege gebe, aber nie eine militärische Lösung.
Weiter ging es mit dem umstrittenen EU-Vertrag, der die gescheiterte EU-Verfassung ersetzen soll. Noch am Sonntag war am Strand vor dem Konferenz-Zentrum ein riesiger Doppeldecker-Bus auf- und abgefahren, geschickt von der Boulevardzeitung "The Sun". Mit riesigen Schlagzeilen forderte diese Gordon Brown auf, das britische Volk über den Vertrag in einem Referendum abstimmen zu lassen. Doch David Miliband sagte ziemlich klar und deutlich, was es unter ihm nicht geben wird: eben dieses Referendum.
"Europa muss nach außen, nicht nach innen schauen, auf die Probleme außerhalb seiner Grenzen. Die EU braucht keine institutionelle Nabelschau, und deshalb gibt der Reform-Vertrag die Idee grundsätzlicher konstitutioneller Reform auf und bietet klare Garantien für nationale Souveränität. Er sollte vom Parlament beraten und verabschiedet werden."
Ein politischer Entertainer
Genauso deutlich äußerte sich Miliband zum EU-Beitritt der Türkei als volles und gleichwertiges Mitglied - dies sei nötig, da Europa sich schon lange nicht mehr als geschlossener christlicher Club sehen könne: "Unsere Lehre ist, dass es nicht gut genug ist, gute Absichten zu haben. Dass es nicht gut genug ist, zu beteuern, wir teilten dieselben Werte. Wir müssen diese in gemeinsamen Institutionen leben."
Neben dem drögen Gordon Brown erscheint David Miliband wie ein Entertainer, seine Witze sitzen und die Podiums-Diskussionen mit ihm ziehen viele Zuschauer an. Die Delegierten mögen den Mann, der anscheinend kein Blatt vor den Mund nimmt. Sogar gegen den Unerreichten, den Premierminister, kann er sich kleine Seitenhieben nicht verkneifen: "Natürlich bin ich froh über jede Äußerung von Gordon - per definitionem."
Umso deutlicher wird es dann, wenn er Antworten ausweicht. Zur Frage von Sanktionen oder gar militärischen Aktionen gegen Iran ist ihm keine Aussage zu entlocken. Auch keine Distanzierung zu den Vereinigten Staaten. Aber das stört hier an diesem Abend keinen mehr. Die Delegierten haben sich gerade vom letzten Krieg erholt. Sie sind noch nicht bereit für den nächsten.