Das Weitergeben von Geheimdienst-Informationen sei "unamerikanisch", schrieb US-Präsident Donald Trump noch vor drei Monaten auf Twitter. Jetzt steht gegen Trump genau dieser Vorwurf im Raum - nicht zum ersten Mal widerspricht er sich selbst.
Ein Vorteil der Dauerpräsenz von US-Präsident Donald Trump auf Twitter ist, dass ganz nebenbei eine beinahe lückenlose Chronologie seines Schaffens und eine Dokumentation seiner Meinungen entstehen. Für Trump selbst dürfte zumindest letzteres auch ein Nachteil sein, denn so wird eines relativ leicht klar:
Der US-Präsident agiert wie ein Wendehals: Was er gestern noch kritisierte, kann heute schon phantastisch sein. Was gestern bei anderen als Skandal galt, ist für Trump selbst offenbar heute okay.
Das jüngste Beispiel: Trump plauderte gegenüber Russlands Außenminister freimütig hochsensible Geheimdienstinformationen aus, so ein Bericht der "Washington Post" glauben mag. Nach anfänglichen Dementis hat Trump den Bericht inzwischen indirekt bestätigt - natürlich via Twitter: Er habe mit Russland Fakten über Terrorismus und Flugsicherheit teilen wollen, schrieb der US-Präsident. Dazu habe er das Recht. Er habe es aus humanitären Gründen getan. Außerdem habe er Russland dazu bewegen wollen, mehr im Kampf gegen den Terrorismus zu tun.
Russland hat die Berichte über die Weitergabe von vertraulichen Informationen unterdessen zurückgewiesen. Bei den Berichten handele es sich um "fake news", schrieb Außenamtssprecherin Maria Sacharowa auf Facebook.
So oder so, der ganze Vorgang wirkt dennoch bigott - durch die Tatsache, dass Trump vor einem Vierteljahr auf Twitter exakt das kritisierte: Den allzu laxen Umgang mit Erkenntnissen der Nachrichtendienste.
Trump schrieb dazu: "Der wahre Skandal ist, dass von 'Geheim'-Diensten vertrauliche Informationen illegal wie Süßigkeiten verteilt werden. Sehr unamerikanisch!"
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">The real scandal here is that classified information is illegally given out by "intelligence" like candy. Very un-American!</p>— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) <a href="https://twitter.com/realDonaldTrump/status/831853862281699331?ref_src=twsrc%5Etfw">February 15, 2017</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Der US-Präsident bezog sich mit seinem Tweet auf Berichte von mehreren US-Medien über mögliche Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams - er beschuldigte Sicherheitsbehörden, diese Erkenntnisse weitergegeben zu haben. Das Leaken von geheimen Informationen warf Trump auch schon mehrfach Vertretern der Demokraten wie Hillary Clinton vor.
stern Logo
Was Trump wirklich auf seine Dekrete zeichnet
35.000 Tweets in acht Jahren
Und es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass der 70-Jährige sich auf Twitter selbst widerspricht. Wühlt man sich durch die fast 35.000 (!) Tweets, die seit März 2009 auf dem Account @realDonaldTrump erschienen sind, stößt man auf gleich auf mehrere dieser eigentümlichen Prophezeiungen und Widersprüche:
2014 ließ sich Trump zum Beispiel zu der Aussage hinreißen, dass die einzige Klima-Erwärmung, um die sich die Menschen sorgen sollten, von den Atomwaffen der "schwachen" US-Regierung ausgehe.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">The only global warming that people should be concerned with is the global warming caused by nuclear weapons because of our weak U.S. leader</p>— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) <a href="https://twitter.com/realDonaldTrump/status/488841069451149312?ref_src=twsrc%5Etfw">July 15, 2014</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Auch bei der Haltung zum Krieg in Syrien wechselte Trump nach seiner Vereidigung die Seiten. Kritisierte er 2013 den damaligen Präsidenten Barack Obama für militärisches Engagement in Syrien ("Greifen Sie Syrien nicht an."), war es Trump selbst, der ebenfalls einen Luftangriff in dem Krieg befahl:
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">President Obama, do not attack Syria. There is no upside and tremendous downside. Save your "powder" for another (and more important) day!</p>— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) <a href="https://twitter.com/realDonaldTrump/status/376334423069032448?ref_src=twsrc%5Etfw">September 7, 2013</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Wahlmänner: erst "Desaster", dann "genial"
Ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie "flexibel" Trump die Meinung ändert, ist seine Einstellung zum Wahlmänner-Kollegium in den USA. 2012 war es noch ein "Desaster für die Demokratie", kurz nach der für ihn erfolgreichen Präsidentschaftswahl nannte er es dann "genial":
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">The electoral college is a disaster for a democracy.</p>— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) <a href="https://twitter.com/realDonaldTrump/status/266038556504494082?ref_src=twsrc%5Etfw">November 7, 2012</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
"Ich bin kein Jäger und ich finde es nicht gut, Tiere zu töten", ließ Trump 2012 die Welt wissen:
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="en" dir="ltr">I'm not a hunter and don't approve of killing animals. I strongly disagree with my sons who are hunters, but (cont) <a href="http://t.co/eE5G0Eo8">http://t.co/eE5G0Eo8</a></p>— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) <a href="https://twitter.com/realDonaldTrump/status/180366857914683393?ref_src=twsrc%5Etfw">March 15, 2012</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Eine seiner ersten Amtshandlungen im Weißen Haus: Unter anderem wurde der Abschuss von Bären, Wölfen und ihren Jungtieren in Alaska wieder erlaubt.