Nun hat das Coronavirus auch den mächtigsten Mann der Welt erwischt und einen der am besten geschützten: Via Twitter gab US-Präsident Donald Trump am frühen Freitagmorgen seine Corona-Infektion bekannt, inzwischen ist der 74-Jährige ins Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda nördlich von Washington gebracht worden. Nach Angaben des Weißen Haues handelte es sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte.
Trump selbst, der die Gefahr des Virus monatelang herunterspielte und dessen Kampf gegen Sars-CoV-2 heftig kritisiert wurde, gab sich optimistisch. "Ich denke, es geht mir sehr gut", sagte er in einer kurzen Videobotschaft, die bei seiner Ankunft in der Klinik auf Twitter veröffentlich wurde. Auch Trumps Ehefrau Melania ist infiziert, blieb jedoch im Weißen Haus. Es gehe ihr "sehr gut", so der US-Präsident in seiner Videobotschaft.
Wann und bei wem sich das Staatsoberhaupt angesteckt hat, ist unklar. Vor dem TV-Duell am Dienstag wurden er und sein Herausforderer Joe Biden negativ getestet. Möglicherweise ist seine Beraterin schuld: Hope Hicks. Bei ihr wurde das Virus am Donnerstag gefunden. Die 31-Jährige hatte Trump zuletzt bei mehreren Wahlkampfreisen begleitet. Trotz Hicks' positivem Corona-Test flog der US-Präsident am Donnerstag noch zu einer Spendenveranstaltung nach New Jersey. Erst danach bestätigte er die Berichte über die Infektion seiner Mitarbeiterin und kündigte an, sich in Quarantäne zu begeben.
Auch Trumps Wahlkampfchef Stepien infiziert
Am späten Freitagabend wurde dann zudem bekannt, dass auch Trumps Wahlkampfchef Bill Stepien positiv getestet worden ist. Stepien habe seine Diagnose am Freitagabend erhalten und habe leichte, grippeähnliche Symptome, berichtete das Magazin "Politico". Stepien halte aus dem Home-Office weiter die Kontrolle über die Kampagne, hieß es. Früher am Tag war bekannt geworden, dass sich auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel mit dem Virus angesteckt hatte.
Und auch Trumps frühere hochrangige Beraterin Kellyanne Conway teilte am Freitagabend mit, positiv auf das Coronavirus getestet worden zu sein. Sie habe milde Symptome - einen leichten Husten - und fühle sich gut, schrieb Conway auf Twitter. Sie habe in Rücksprache mit Ärzten die Quarantäne begonnen.
Reihe von Corona-Infektionen im Weißen Haus
Im Weißen Haus hat es bereits eine ganze Reihe von Infektionen gegeben. Einer der ersten Fälle hatte im Mai die Sprecherin von Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller, getroffen. Sie ist zudem die Ehefrau von Stephen Miller, einer von Trumps engsten Beratern. Pence selbst war damals wie auch jetzt nicht betroffen. Wegen der Infektionsfalls war er "für einige Tage" auf Abstand zu Präsident Trump gegangen. Kurz zuvor war ein im Weißen Haus eingesetzter Soldat positiv auf das Coronavirus getestet worden – der erste Fall in der Regierungszentrale.
Im Mai hatten sich der Corona-US-Chefvirologe Anthony Fauci nach einem Kontakt mit einem positiv getesteten Regierungsmitarbeiter selbst isoliert. Auch der Direktor der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, und der Leiter der US-Arzneimittelbehörde FDA, Stephen Hahn, waren zwei Wochen in Selbstisolation.
Viele Infizierte nach Trump-Rede
Ende Juni hatte Donald Trump die Corona-Zwangspause mit einem umstrittenen Wahlkampfauftritt in Tulsa, Oklahoma beendet. Das Event mit Tausenden Menschen fand in einer geschlossenen Arena statt und offenbar hatten sich dabei zwei Mitarbeiter des Secret Service angesteckt. Daraufhin hatten die Verantwortlichen der Präsidentenschutzgarde Isolation für Dutzende von Angestellten angeordnet.
Im Laufe des Sommers kamen dann weitere Infektionen im Umfeld des US-Präsidenten hinzu. Im Juli erwischte es seinen Nationalen Sicherheitsberater Robert O'Brien, der anschließend außerhalb des Weißen Hauses weitergearbeitet hatte. Auch er wies nur milde Symptome auf. Kurz zuvor wurde das Virus bei der Freundin von Trumps Sohn Donald Trump Jr., Kimberly Guilfoyle, nachgewiesen. Sie arbeitet im Wahlkampfteam des Präsidenten. Der vorerst letzte Corona-Fall im Weißen Haus wurde im September gemeldet.
Auch andere Top-Politiker in den USA waren am Virus erkrankt. Etwa die Gouverneure von Ohio, Mike DeWine und Oklahoma, Kevin Stitt. Letzterer hatte bei Trumps Rede in Tulsa teilgenommen. Aktuell erkrankt ist die Parteivorsitzende de Republikaner Ronna McDaniel. Konkrete Auswirkungen auf anstehende Entscheidung könnte der positive Test des Senators Mike Lee haben. Seine Erkrankung verzögrt möglicherweise die Nachbesetzung des freien Postens am Obersten Gericht der USA, über die der Senat entscheiden muss. Der demokratische Minderheitsführer, Chuck Schumer, rief das Gremium auf, das Verfahren zur Ernennung von Trumps Richterkandidatin Amy Coney Barrett auszusetzen, bis das Ausmaß der Corona-Ausbreitung unter den Senatoren klar wird.
Quellen: DPA, AFP, CNBC