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Umzug nach Mar-a-Lago Trump verlässt New York und pöbelt – obwohl ihn die Stadt jahrelang mit Millionen zugeschüttet hat

Donald Trump bei Vorstellung des Trump Towers
Donald Trump (l.) bei Vorstellung seines New York Hyatt Hotel  im Juni 1978. Rechts neben ihm der damalige Bürgermeister Ed Koch. Auf den Entwurf des Umbaus deutet Governeur Hugh Carey 
© Picture Alliance
Donald Trump zieht von seiner Heimatstadt New York nach Florida. In seinen Abschiedstweets beklagt er eine gewisse Lieblosigkeit New Yorks im Umgang mit ihm – dabei hat er es geschafft, über Jahrzehnte Abermillionen an Subventionen abzusaugen.

Dafür, dass New York City nicht nur seine Geburtsstätte ist, sondern ihn auch (noch) reich(er), vor allem aber berühmt gemacht hat, fielen seine Abschiedsworte reichlich distanziert, beinahe gönnerhaft aus: "Dieser Ort wird immer einen Platz in meinen Herzen haben", schrieb Donald J. Trump auf Twitter, wo er Berichte über seinen Umzug nach Palm Beach, Florida bestätigte. In drei Tweets erklärte der US-Präsident auch, warum es ihn und Gattin Melania auf das Anwesen Mar-a-Lago zieht. Kurzgesagt: Trump fühlt sich von seiner Heimatstadt zu wenig geliebt – "nur wenige wurden schlechter behandelt als ich", schreibt er gewohnt selbstmitleidig.

Donald Trump: von allen schlecht behandelt

Was genau er damit meint, lässt Trump offen. Und so spekulieren die Boulevardmedien der Stadt, die jahrzehntelang wunderbar in einer Symbiose mit ihm lebten, was das Staatsoberhaupt wohl mit diesem Abschiedsmittelfinger gemeint haben könnte. Die konservative, eher Trump-freundliche "New York Post" ätzt belustigt: "Sind es die Demonstranten, die sich in Stellung bringen, wenn er in der Stadt ist? Ist es der neue, oberste Jurist im Rathaus, der ihm öffentlich den Kampf angesagt hat? Ist es wegen der unterschiedlichen Auffassungen über den Umgang mit Einwandern? Ist es der Bezirksstaatsanwalt, der Trumps Steuererklärung öffentlich machen will?"

Donald Trump bei Vorstellung des Trump Towers
Donald Trump (l.) bei Vorstellung seines New York Hyatt Hotel  im Juni 1978. Rechts neben ihm der damalige Bürgermeister Ed Koch. Auf den Entwurf des Umbaus deutet Governeur Hugh Carey 
© Picture Alliance

Nur kurz deutet der verschnupfte Präsident an, was ihn an New York möglicherweise gestört hat. Obwohl er Millionen in der Stadt gelassen und Steuern entrichtet habe, sei er "von der politischen Führung sowohl von der Stadt als auch vom Bundesstaat sehr schlecht behandelt worden", klagt Trump. Die Behörden werden diese Aussage mit Interesse zur Kenntnis nehmen. Denn Donald Trump gilt als Meister darin, sich mit Hilfe öffentlicher Subventionen und Steuerbefreiungen eine goldene Nase verdient zu haben. So rang er 1977 der Stadt eine 40-jährige Steuerbefreiung für sein allererstes Immobilienprojekt, dem Grand Hyatt New York, ab. Die bis dahin einmalige Gewährung ersparte ihm bis ins Jahr 2017 schätzungsweise 400 Millionen Dollar an Abgaben.

Schon Vater Fred Trump war mehr als ein Schlitzohr

Im geschickten Ausnutzen von staatlicher Unterstützung war auch schon Vater Fred geübt. Der Trump-Biograf Michael D'Antonio beschreibt in seinem Buch "Die Wahrheit über Donald Trump" gleich an mehreren Stellen, wie es der Familie aus Queens gelungen ist, zu einem der größten Immobilienbesitzer der Stadt zu werden. 1955 konnte Fred das "Trump Village" mit 3700 Wohnungen nur deswegen bauen, weil der Staat New York Immobilienentwicklern günstige Darlehen, Steuerbefreiungen und Bauland gewährt hatte. Einige halbseidene Tricks sorgten für den Rest. Denn eigentlich seien die Grundstücke für einen gemeinnützigen Bauträger reserviert gewesen, so D'Antonio.

Ende der 70er Jahre begann Donald Trump mit der Planung seines ersten Wolkenkratzers und legte sich dabei mit dem frischgewählten Bürgermeister New Yorks an, Ed Koch – dem er am Ende eine empfindliche Niederlage beibrachte. Trump beantragte bei der Stadt eine Subvention für "wenig genutzte Grundstücke". Sein Argument: Das Bonwit-Teller-Kaufhaus, auf dem der spätere "Trump Tower" errichtet wurde, befinde sich zwar in beste Lager, sei aber defizitär. Koch war empört: "Steuererleichterungen in Millionenhöhe für ein Gebäude, in dem einige der reichsten Menschen auf der Welt leben werden, das exorbitante Gewinne abwerfen wird, weil bei den Baubestimmungen getrickst wurde, sind unerhört", fasst der Trump-Biograf Kochs Argumente zusammen. Doch Trump klagte vor dem obersten Gericht New Yorks – und bekam Recht.

Entstanden im Gedränge und Geschiebe Manhattans

Angesichts dieser Behandlung Trumps will man sich ja gar nicht vorstellen, dass es andere, wenn auch nur wenige Menschen gibt, mit denen die Stadt und ihre Offiziellen noch fürchterlicher umgesprungen sein müssen. Ironie beiseite – einer der mutmaßlich angesprochenen Politiker hat sich bereits zu Trumps Abschied geäußert: Andrew Cuomo, Gouverneur des Bundesstaats New York. Er trauert dem berühmten Ex-Bewohner keine Träne nach: "Auf Nimmerwiedersehen. Den kann Florida gerne haben. Es ist ja nicht so, dass Mr. Trump hier überhaupt Steuern gezahlt hätte."

Für die "New York Times", die den Umzug als erstes gemeldet hatte, ist der US-Präsident nur ein Kind seiner Heimat: "Es ist schwer vorstellbar, dass eine Person wie Mr. Trump aus einer anderen Stadt kommen könnte. Seine Karriere und Berühmtheit sind mit New York verwoben, seine übergroße Persönlichkeit und sein Image sind im Gedränge und Geschiebe von Manhattan entstanden."

Quellen: "New York Times", "New York Post",  DPA, AFP,  Biografie "Die Wahrheit über Donald Trump"

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