FLUGSCHAU-KATASTROPHE Pilotenfehler oder technisches Versagen?

In der Ukraine wird der 83 Todesopfer der Flugschau-Katastrophe gedacht. Die Suche nach der Unfallursache geht weiter.

Hunderte Menschen haben am Montag auf dem Flugplatz Skniliw in der Ukraine der Opfer der Flugschau-Katastrophe gedacht. An der Trauerfeier nahmen zahlreiche Angehörige der 83 Todesopfer und 116 Verletzten sowie Überlebende des Unglücks teil. Orthodoxe Geistliche sprachen Gebete, Blumen lagen an der verkohlten Stelle, wo die Militärmaschine am Samstag in einem riesigen Feuerball explodiert war. Die Absturzstelle selbst war von Sicherheitskräften abgesperrt. Am Montag herrschte in der Ukraine Staatstrauer.

Die Suche nach der Unglücksursache dauerte unterdessen an. Die Experten konzentrierten sich bei ihren Ermittlungen auf die Möglichkeit eines Pilotenfehlers oder eines technischen Versagens der 15 Jahre alten Su-27. Der bereits am Samstag entlassene Kommandeur der Luftwaffe, Generaloberst Wladimir Strelnikow, und ein ranghoher Offizier der Luftwaffe befanden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird Fahrlässigkeit vorgeworfen. Außerdem entließ Präsident Leonid Kutschma am Sonntag den Stabschef der Streitkräfte, Petro Schuljak. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird ein Gericht darüber entscheiden, ob die beiden Piloten nach ihrer Genesung festgenommen werden.

Kritik aus Russland

In russischen Medien hieß es, wahrscheinlich trügen die Piloten die Schuld an dem Unglück. Darüber hinaus wurde die Ukraine kritisiert, weil sie ihre Flugzeuge aus der Sowjetzeit nicht instand halte und die Piloten nicht ausreichend ausbilde. Ähnliche Kritik wurde in der Vergangenheit auch an den russischen Streitkräften geäußert. »In der Ukraine, wie in Russland, werden Flüge unregelmäßig durchgeführt, das Gerät ist veraltet, und oft kann der menschliche Faktor eine Tragödie herbeiführen«, zitierte die Zeitung »Kommersant« den russischen Testpiloten Anatoli Kwotschur.

Das Flugzeug war am Samstag kurz nach Beginn der Vorführung in der Nähe von Lwiw (Lemberg) bei einem waghalsigen Flugmanöver in die Zuschauermenge gestürzt, bevor es in einem Feuerball explodierte. Unter den Toten sind auch 23 Kinder. Die Identifizierung der Opfer gestaltete sich angesichts des Zustands der Leichen schwierig. Die ersten Todesopfer sollen am Dienstag beigesetzt werden.

Der Kampfjet Suchoi Su-27

Der Abfangjäger Suchoi Su-27 mit dem NATO- Codenamen »Flanker« gilt als eines der wendigsten Kampfflugzeuge und hat eine ganze Reihe von Steigzeitweltrekorden aufgestellt. Der Star von Luftfahrtausstellungen auf der ganzen Welt wird von der Luftwaffe vieler Länder, unter anderen China, Russland, Usbekistan und der Ukraine, eingesetzt. Bekannt war bisher nur der Absturz einer russischen Suchoi Su-27 bei einem Demonstrationsflug anlässlich der Flugmesse in Le Bourget bei Paris am 12. Juni 1999. Beide Piloten konnten sich retten.

In der Hauptversion hat der mit insgesamt acht Tonnen modernster Waffensysteme ausgestattete Abfangjäger eine Einsatzweite von 3000 Kilometern. Die Maschine erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 2300 Stundenkilometern. Die Entwicklung des Sowjet-Flugzeugs begann bereits 1969, aber die Su-27 wurde erst September 1987 im Westen richtig bekannt, als eine Su-27 ein norwegisches Patrouillenflugzeug über der Barentsee abfing.