Die führenden Industriestaaten der Erde binden Russland immer enger an sich. Beim G-8-Gipfel im kanadischen Kananaskis einigten sich die Partner am Mittwoch im Grundsatz auf ein 20 Milliarden Euro schweres Programm, mit dem Atommüll aus russischen Waffen sicher entsorgt werden soll. Zudem wird Russland 2006 Vollmitglied der G 8.
Marshallplan für Afrika
Am ersten Gipfeltag stieß der umstrittene Nahostplan von US- Präsident George W. Bush auf Vorbehalte in der G-8-Runde. Einig war sich der Gipfel, im Kampf gegen den internationalen Terrorismus die Sicherheit im Luft- und Seeverkehr mit einem Bündel von Maßnahmen zu verbessern. Am Donnerstag wollen die Staats- und Regierungschefs eine Art Marshallplan für Afrika auf den Weg bringen.
Hilfe für Entorgung von russischen Atomwaffen
Nach deutschen Angaben will die Bundesregierung 1,5 Milliarden Euro aufbringen, um russische Atomwaffen zu entsorgen. Das Programm sieht über einen Zeitraum von zehn Jahren Hilfen von jeweils 10 Milliarden Euro von Seiten der USA sowie der internationalen Gemeinschaft vor. Mit dem Programm soll auch verhindert werden, dass nukleares Material in Russland in die Hände von Terroristen gelangt.
Russland 2006 Vollmitglied der G 8
Russland wird 2006 Vollmitglied in der G 8. Bundeskanzler Gerhard Schröders nannte den ersten offiziellen G-8-Gipfel in Russland in vier Jahren einen »historischen Schritt«. Russland wird dann Gastgeber für alle politischen und auch wirtschaftspolitischen Konferenzen sein. »Präsident (Wladimir) Putin war sehr glücklich über diese Entscheidung«, berichtete Kanadas Premier Jean Chrétien.
Nahostplan von Bush umstritten
Die von Präsident Bush geforderte Ablösung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat war beim G-8-Gipfel umstritten. Bush bekräftigte in Gesprächen mit den Premierministern Kanadas und Großbritanniens, Chrétien und Tony Blair, seinen Standpunkt. Für den US-Präsidenten sind die Ablösung Arafats sowie demokratische Reformen zentrale Bedingungen für einen palästinensischen Staat. Nach Angaben aus den Delegationen herrschte zwar unter den G-8-Partnern Einigkeit über die Grundzüge der Bush-Pläne. Umstritten sei aber, ob Arafat von den Wahlen ausgeschlossen werden sollte.
Aktionsplan für Afrika
Das zentrale Gipfelthema des zweiten Tages ist der Aktionsplan für Afrika. Spitzenpolitiker aus Nigeria, Südafrika, Senegal und Algerien sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan werden mit der G-8-Runde über die Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (Nepad) beraten. Das Programm soll helfen, die politische und wirtschaftliche Rückständigkeit des Kontinents zu überwinden. Der Demokratie verpflichtete Staaten Afrikas sollen im Gegenzug auf milliardenschwere Investitionen der Industriestaaten hoffen können.
Friedliche Demonstation
In Calgary, etwa 100 Kilometer von Kananaskis in den Rocky Mountains entfernt, demonstrierten am Mittwoch etwa 1000 Globalisierungskritiker friedlich für eine gerechtere Welt. Die Staats- und Regierungschefs aus den USA, Russland, Japan, Italien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Kanada werden vom größten Aufgebot an Sicherheitskräften in der Geschichte Kanadas geschützt. 4500 Polizisten und 6000 Soldaten sind einsatzbereit.