Krieg gegen Hamas Israel will Zeltstädte für Rafah-Bewohner – Ägypten soll sich um sie kümmern

Rafah Bewohner
Sollen in Zelte weichen: die Bewohner von Rafah im Süden des Gazastreifens
© Yasser Qudih/XinHua / DPA
Die internationale Kritik am geplanten Angriff auf das palästinensische Rafah wächst. Die Regierung in Israel aber ficht das nicht an, sie plant bereits Ausweichquartiere für die Bevölkerung. 

Israel schlägt vor der geplanten Militäroffensive auf Rafah im Süden des Gazastreifens die Errichtung ausgedehnter Zeltstädte für die zu evakuierende Bevölkerung der Stadt vor. Wie die Zeitung "Wall Street Journal" unter Berufung auf ägyptische Beamte berichtet, sieht Israels Vorschlag zur Evakuierung die Einrichtung von 15 Lagern mit jeweils rund 25.000 Zelten im südwestlichen Teil des abgeriegelten Küstengebietes vor. 

Ägypten soll für Lager bei Rafah zuständig werden

Das an Rafah grenzende Ägypten wäre für die Einrichtung der Lager und der Feldlazarette zuständig, hieß es. Die Stadt ist überfüllt mit Hunderttausenden palästinensischen Binnenflüchtlingen, die dort auf engstem Raum Schutz suchen. Im Krieg gegen die islamistische Hamas bereitet sich Israel derzeit auf eine Militäroffensive auf die Stadt vor, die es als die letzte Bastion der Hamas in Gaza sieht. 

Der Vorschlag zur Evakuierung der Bevölkerung sei Ägypten in den vergangenen Tagen unterbreitet worden, berichtete die Zeitung. Er kommt zu einem Zeitpunkt, da Israels geplante Militäroffensive auf Rafah international auf starke Kritik stößt. 

UN: "Werden uns nicht an der Vertreibung von Menschen beteiligen"

Israels Regierung hat die in der Region tätigen UN-Organisationen dazu aufgefordert, bei der Evakuierung von Zivilisten aus Rafah zu helfen. Alles, was im südlichen Teil der Region an der Grenze zu Ägypten passiere, müsse unter voller Achtung des Schutzes der Zivilbevölkerung stattfinden, sagte dazu UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. "Wir werden uns nicht an der Vertreibung von Menschen beteiligen". Zudem stellte er infrage, dass es in anderen Gebieten Gazas sichere Zufluchtsstätten gebe, auch angesichts der vielen Blindgänger. 

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte seine Armee in der vergangenen Woche angewiesen, einen "kombinierten Plan zur Evakuierung der Bevölkerung und zur Zerstörung der Bataillone" der Hamas in Rafah vorzulegen. 

Welche Auswirkungen hat die Blockade der Hilfslieferungen für die Menschen in Gaza?
In der israelischen Hafenstadt Ashdod versucht eine Gruppe von etwa vierzig Menschen, Hilfslieferungen von LKWs nach Gaza zu blockieren. stern-Reporterin Katharina Kunert ordnet vor Ort ein.
"Sie sagen, Israel versorgt den Feind": stern-Reporterin über Blockade von Hilfslieferungen nach Gaza

Bei einem israelischen Spezialeinsatz in Rafah wurden in der Nacht zum Montag zwei von der Hamas verschleppte männliche Geiseln befreit. Dabei wurden nach Angaben der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas, deren Angaben nicht unabhängig überprüft werden können, rund hundert Menschen durch Bombenangriffe getötet. Netanjahu erklärte anschließend, "nur anhaltender militärischer Druck bis zum vollständigen Sieg" werde "zur Freilassung aller unserer Geiseln führen".

DPA · AFP
nik