Grenzkonflikt in Korea China in der Vermittlerrolle

Die internationale Gemeinschaft drängt China in eine Vermittlerrolle: Der engster Verbündeter des kommunistischen Nordkorea soll die angespannte Lage im Gelben Meer beruhigen.

Nach Nordkoreas Militärschlag gegen eine südkoreanische Insel hat China multilaterale Krisengespräche unter seiner Vermittlung vorgeschlagen. Unter massivem internationalen Druck, seinen Einfluss auf das befreundete Regime in Pjöngjang zu nutzen, zeigte sich Chinas Regierung am Wochenende erkennbar bemüht, die angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen.

China schlug vor, dass die Chefunterhändler der Sechs-Parteien-Gespräche mit den beiden Koreas, den USA, China, Japan und Russland Anfang Dezember in Peking zusammenkommen sollen. Ob die anderen Parteien bereit sind, auf das Angebot einzugehen, blieb allerdings zunächst offen.

Zu ersten Gesprächen über die Krise wird am Dienstag ein ranghoher nordkoreanischer Politiker in Peking erwartet. Der Vorsitzende der Obersten Volksversammlung in Nordkorea, Choe Tae Bok, kommt zu einem fünftägigen Besuch, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

In Gesprächen mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak sicherte der oberste chinesische Außenpolitiker, Staatsrat Dai Bingguo, am Sonntag bei einem überraschenden Besuch in Seoul zu, zur Entspannung beitragen zu wollen. Peking wolle "verhindern, dass sich die Situation weiter verschärft", sagte ein Präsidentensprecher.

China hatte sich der internationalen Kritik an dem Angriff auf die Insel Yonpyong im Gelben Meer bislang nicht angeschlossen. Auch zeigte sich Peking besorgt über die Sonntag angelaufenen Manöver Südkoreas und der USA als Reaktion auf den Militärschlag am Dienstag.

In dem Gespräch mit dem chinesischen Staatsrat rief Präsident Lee die Pekinger Führung auf, mit Blick auf die Beziehungen zwischen Süd- und Nordkorea eine "verantwortungsbewusste und faire" Haltung einzunehmen, hieß es. Damit könne China einen Beitrag zum Frieden leisten, zitierte der Präsidentensprecher.

Präsident Lee habe bei dem Treffen gewarnt, dass Südkorea eine "starke Antwort" geben werde, falls das Land weiter von Nordkorea provoziert werde. Die Enthüllung einer neu errichteten Anlage zur Urananreicherung in Nordkorea sowie der Artillerieangriff deuteten eine "ernsthafte Veränderung der Umstände an", wurde Lee zitiert. In hoch angereicherter Form kann Uran für Atombomben verwendet werden.

Nach den Gesprächen in Soul reiste Staatsrat Dai Bingguo zurück nach Peking. Er wurde begleitet vom chinesischen Sonderbotschafter für die koreanische Halbinsel, Wu Dawei, der nach der Rückkehr den Plan für die Krisengespräche öffentlich machte.

"Eine Reihe komplizierter Faktoren sind jüngst auf der koreanischen Halbinsel aufgetaucht", sagte Wu Dawei vor Journalisten. "Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Teilnehmer an den Sechs-Parteien-Gesprächen, sind tief besorgt." Die Unterhändler sollten ihre Ansichten austauschen und "angemessene Beiträge zur Aufrechterhaltung von Frieden und Stabilität auf der Halbinsel leisten, um die Spannungen in Nordostasien abzubauen".

Unterhändler Wu Dawei unterstrich, dass die vorgeschlagenen Gespräche keine Wiederaufnahme der im April 2009 von Nordkorea einseitig abgebrochenen Sechser-Gespräche darstellten. Er äußerte allerdings die Hoffnung, dass die Krisengespräche die nötigen Bedingung für einen Neuanfang in dem Sechser-Prozess schaffen könnten. In Mittelpunkt der seit 2003 laufenden Sechser-Gespräche steht die Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms.

DPA
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