Mit den anhaltenden Spannungen zwischen der EU und Russland haben in Europa die Aktivitäten zur alternativen Gasversorgung begonnen. Dabei soll Griechenland künftig eine entscheidende Rolle spielen. Das Mittelmeer-Land hat am Dienstag mit dem Bau eines schwimmenden LNG-Terminals in Alexandroupolis im Norden des Landes begonnen, welcher nicht nur Griechenland selbst sondern auch Südosteuropa mit Gas versorgen soll.
Zu der Projekteröffnung waren neben dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis, der EU-Ratspräsident Charles Michel, Bulgariens Ministerpräsident Kiril Petkow, Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Nordmazedoniens Regierungschef Dimitar Kovacevski anwesend.
Mitsotakis betonte, dass der Knotenpunkt zum Import von Flüssigerdgas (LNG) im Meer südlich der Hafenstadt Alexandroupolis ein neues Energietor für Griechenland, für den Balkan und für Südosteuropa sein wird – "aber auch ein Leuchtturm, der ein doppeltes Signal aussendet". Das Flüssiggas aus Russland könne durch dieses und weitere laufende Projekte schnell ersetzt werden. "Die jüngste Erpressung durch Moskau macht diese Zusammenarbeit nicht nur notwendig, sondern auch dringend", so der griechische Ministerpräsident.
Griechenland: Gut sechs Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich
Das knapp 400 Millionen Euro teure Projekt, an dem sich finanziell Bulgarien beteiligt, soll im Jahr 2023 fertiggestellt werden. Dann soll es jährlich rund 6,1 Milliarden Kubikmeter Erdgas umschlagen können. Das Gas könnte unter anderem von Algerien, Katar, Ägypten und den USA nach Alexandroupolis geschifft und von dort aus nach Bulgarien und schließlich weiter nach Serbien, Rumänien sowie Nordmazedonien geleitet werden.
Mitsotakis erklärte, dass sich Griechenland bereits um seine eigene nationale Energieversorgung gekümmert habe und bereit sei, Nachbarländer wie Bulgarien zu unterstützen. Griechenland versorgt sein Nachbarland bereits mit Gas, nachdem Russland vergangenen Mittwoch Gaslieferungen unter anderem nach Bulgarien gestoppt hat.
"Das Vorhaben ist ein Meilenstein für die Energie Europas", sagte der EU-Ratspräsident Charles Michel. Durch die schwimmende Plattform werde die Abhängigkeit vom russischen Erdgas vermindert. Michel sicherte zu, dass die EU weiter solche Projekte finanzieren werde.
Bulgariens Ministerpräsident Kiril Petkow sagte: "Der Druck, den Moskau ausübt, wird nichts bewirken." Serbiens Präsident Aleksandar Vucic sagte, sein Land habe großes Interesse an Gaslieferungen von dort. Nordmazedoniens Regierungschef Dimitar Kovacevski sprach bei dem Bau des Terminals von einem "historischen Moment".
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Weitere LNG-Terminals geplant
Bis Ende 2023 könnte sich das Potential von LNG in Griechenland dem griechischen Ministerpräsidenten zufolge verdreifachen. Neben dem bestehenden LNG-Terminal auf der Insel Revythousa nahe Athen sind weitere LNG-Terminals in Thrakien, Thessaloniki, Volos und nahe des Korinth‘ geplant.
Quellen: Skai, Kathimerini, Gastrade, mit Material der dpa