Der Premierminister Griechenlands, Antonis Samaras, sagte vor den Abgeordneten seiner Fraktion: "Die Aussagen einiger europäischer Vertreter, dass Griechenland seine Ziele nicht schaffe, untergraben unsere Bemühungen." Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hatte am Wochenende gesagt, er sei mit Blick auf die Lage in Griechenland "mehr als skeptisch". Ein Austritt Athens aus der Währungsunion habe "längst seinen Schrecken verloren".
Derlei Äußerungen seien unverantwortlich und würden sich auch nicht bewahrheiten, sagte Samaras. Die griechische Regierung setze alles daran, das Land in der Währungsunion zu halten. "Wir tun alles, was wir können, um dem Land wieder auf die Beine zu helfen und sie tun alles, was sie können, damit wir scheitern", sagte Samaras.
Die griechische Rezession könnte indes noch deutlich gravierender ausfallen als bislang vermutet. Im Jahr 2012 sei mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um "mehr als sieben Prozent" zu rechnen, sagte Samaras. Die griechische Zentralbank war zuvor von rund 4,5 Prozent ausgegangen. Griechenlands Wirtschaft befindet sich das fünfte Jahr in Folge in der Rezession.
SPD fordert Entlassung Röslers
Die Troika aus Vertretern von EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) ist seit Dienstag wieder in Griechenland, um die Umsetzung der Sparauflagen zu prüfen, die Bedingung für internationale Finanzhilfen sind.
Aus der SPD wird nach den umstrittenen Äußerungen Röslers zu Griechenland dessen Entlassung aus dem Bundeskabinett verlangt. "Wenn der vereidigte Wirtschaftsminister Deutschlands Steuergelder so unverantwortlich gefährdet, müsste die Kanzlerin ihn entlassen", forderte der SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider auf "Handelsblatt Online". Auch von Seiten der Grünen hieß es, Rösler beschädige das Bild Deutschlands als verlässlichen Partner in Europa.
Ähnlich wie Rösler hatte sich auch FDP-Generalsekretär Patrick Döring geäußert. "Die Herren Rösler und Döring bekommen heute die Quittung für ihr unverantwortliches Gequatsche", sagte Schneider mit Blick auf die Senkung der Bonitätsaussichten Deutschlands durch die US-Ratingagentur Moody's. Der SPD-Politiker wies erneut darauf hin, dass ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone Deutschland sehr viel kosten würde.
Der Grünen-Haushaltsexperte Manuel Sarrazin kritisierte die Äußerung Röslers als "politisch naiv". "Rösler spielt mit dem Feuer", sagte er "Handelsblatt Online". Es sei "absurd", als Mitglied der Bundesregierung einen Euro-Austritt geradezu herbeizureden, während der Bundestag Milliardenhilfen beschließe, um die Kapitalflucht aus einigen Euro-Staaten zu stoppen. Der Wirtschaftsminister sorge "für zusätzliche Verunsicherung und Destabilisierung".