Griechenland Regierung droht Krawallmachern

Nach der dritten Krawallnacht in Folge in Athen will Griechenlands Regierung jetzt hart durchgreifen. Dass das Zentrum der Hauptstadt teilweise in Flammen stand, veranlasste Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis zu markigen Worten. Die aufgebrachte Jugend scheint dennoch nicht eingeschüchtert. Am Nachmittag bahnte sich erneut Gewalt an.

Der griechische Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis hat am Dienstag ein hartes Vorgehen gegen die jugendlichen Randalierer angekündigt, die seit drei Nächten in Athen wüten. Nach einem Krisentreffen mit Staatspräsident Karolos Papoulias sagte Karamanlis mit Blick auf den Tod des 15-jährigen Andreas-Alexandros Grigoropoulos, der Anlass für die derzeitigen Ausschreitungen in Griechenlands Städten ist: "Niemand hat das Recht, diesen tragischen Vorfall als Alibi für Aktionen der rohen Gewalt zu missbrauchen, für Aktionen gegen unschuldige Menschen, gegen ihr Eigentum, gegen die ganze Gesellschaft und gegen die Demokratie." Die Teilnehmer an den Unruhen könnten nicht mit Nachsicht rechnen.

Griechenlands Hauptstadt Athen hatte zuvor die dritte Nacht in Folge mit schweren Ausschreitungen und Plünderungen erlebt. Hunderte Randalierer lieferten sich erneut Straßenschlachten mit der Polizei. Händler befürchten einen Schaden von mehr als einer Milliarde Euro. Eine offizielle Bilanz gibt es bisher nicht.

Hunderttausende zu Trauerfeier für getöteten Schüler erwartet

Am Nachmittag soll Grigoropoulos beerdigt werden, der am späten Samstagabend durch eine Polizeikugel in Athen starb. Hunderttausende Studenten und Schüler aus ganz Griechenland werden zu der Trauerfeiern erwartet. Nach einem Bericht des Fernsehens soll der Schüler auf dem Friedhof der Athener Vorstadt Palaio Faliro im Kreise der Familie beigesetzt werden. Die Polizei riegelte den kleinen Friedhof weiträumig ab. Das Kultusministerium ließ die Schulen landesweit geschlossen.

Unmittelbar vor der Beerdigung kam es erneut zu Zusammenstößen. Aus einer Demonstration von rund 3000 Schülern lösten sich rund 200 Jugendliche heraus und bewarfen die Polizei mit roter Farbe. Andere warfen Steine und Latten auf die Beamten vor dem Parlamentsgebäude. Für den Abend ist eine Demonstration geplant, zu der die sozialistische Opposition eingeladen hat.

Grigoropoulos war Samstag bei einer Demonstration in Athen von einem Polizisten erschossen worden. Seitdem wüten autonome Jugendliche vor allem in Athen. Karamanlis kündigte eine lückenlose Aufklärung an, um die Hintergründe des Todes des Schülers aufzuklären. "Ich habe dem Präsidenten des Landes versichert: Wir werden keine Gnade für die Verantwortlichen zeigen."

Das Zentrum von Athen hatte am Montagabend einem Flammenmeer geglichen. Die Gewalt geriet außer Kontrolle. Die Polizei schien nicht mehr Herr der Lage. Rund 4000 Autonome nahmen praktisch das Athener Stadtzentrum ein, berichteten übereinstimmend griechische Medien. Gewalttätige Demonstranten verwüsteten alles, was ihnen in den Weg kam. Entlang der drei großen Einkaufsstraßen Panepistimiou, Stadiou und Skoufa sowie rund um den zentralen Syntagmaplatz brannten nahezu alle Geschäfte.

Neben Athen waren Thessaloniki und mindestens acht andere Städte Schauplatz schwerer Ausschreitungen. In dem vornehmen Athener Viertel Kolonaki und in Thessaloniki wurden Medienberichten zufolge mehrere Geschäfte geplündert. Die Randalierer zerschlugen Schaufenster und klauten Uhren, Schmuck und Kleidung, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Einsatzkräfte antworteten mit Tränengas. Wie die Polizei am Dienstagmorgen mitteilte, wurden 173 Menschen festgenommen, darunter zahlreiche Plünderer. Mehr als 100 Menschen erlitten nach Medienangaben Verletzungen. Der Vorsitzende des griechischen Journalistenverbandes, Panos Sombolos, sprach von den schwersten Unruhen seiner 30 Berufsjahre.

Nicht nur in Griechenland, in ganz Europa kam es zu Protesten: In Hamburg gingen am Montagabend etwa 150 Anhänger der linken Szene auf die Straße, um gegen den Tod des 15-jährigen Atheners zu protestieren. Die Demonstration blieb wie am Vorabend weitgehend friedlich. Es sei lediglich zu einem Flaschenwurf gekommen, außerdem sei ein Böller gezündet worden, berichtete die Polizei.

In der britischen Hauptstadt London dagegen wurden fünf Demonstranten festgenommen, die vor der griechischen Botschaft protestiert hatten. Vor der Vertretung hatten sich zuvor rund 40 Menschen versammelt, wie ein AFP-Reporter berichtete. Bei Protesten vor der griechischen Botschaft in der zyprischen Hauptstadt Nikosia wurden nach Polizeiangaben zwei Demonstranten verhaftet.

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AP/AFP/DPA