Im ersten Militärverfahren auf dem US-Militärstützpunkt Guantanamo Bay ist der ehemalige Fahrer von Osama bin Laden zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Unter Anrechnung seiner bisherigen Gefangenschaft liege die Strafe für Salim Hamdan damit bei fünf Monaten, sagte Richter Keith Allred. Allerdings erklärte das Verteidigungsministerium, der Jemenit werde nach der Verbüßung seiner Haft wieder als "feindlicher Kämpfer" eingestuft und nicht freigelassen. Sein Status werde jährlich von einem Gremium überprüft.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Hamdan sich der Förderung des Terrorismus schuldig gemacht habe. Zudem sei er an Waffenlieferungen beteiligt gewesen. Die Geschworenen verwarfen dagegen die Anschuldigung, er sei an den Verschwörungen der al Kaida beteiligt gewesen. Die Staatsanwaltschaft hatte mehr als 30 Jahre Haft gefordert.
Entschuldigung bei den Opfern
Hamdan hob die Arme in die Luft, als er aus dem Gerichtsgebäude auf dem Militärstützpunkt auf Kuba geführt wurde. Während der Anhörung zum Strafmaß hatte er sich bei den amerikanischen Opfern der al Kaida für das Leiden entschuldigt, das seine Dienste für die islamistischen Gruppe ihnen zugefügt habe. Hamdan war im November 2001 in Afghanistan aufgegriffen und im Mai 2002 nach Guantanamo geschickt worden.
Hamdans Verteidiger nannten das Urteil eine schallende Ohrfeige für die umstrittenen Militärtribunale. Das System sei "von politischen Ideologen errichtet worden, die gehofft hatten, das Militär werde ihnen als Bauern dienen", sagte Anwalt Joseph McMillen. Sein Kollege Charles Swift kritisierte die Ankündigung der Regierung, Hamdan nach dem Ablauf seiner Strafe weiter festhalten zu wollen. "Wenn Herr Hamdan im Dezember nicht nach Hause geht, war das alles nur eine Show", sagte er. "Er muss nach Hause. Das hier muss aufhören."
Richter hofft auf Freilassung
Richter Allred sagte Hamdan, er könne nicht sagen, was nach dem Ablauf der Strafe mit ihm geschehen werde. "Ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem Sie zu ihrer Frau und ihren Töchtern und ihrem Land zurückkehren", sagte Allred und ergänzte dann: "Inschallah" - arabisch für "so Gott will".
Die Verfahren vor dem Sondergericht sind international umstritten, weil die Angeklagten weniger Rechte als in normalen Militärprozessen oder Zivilverfahren haben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von "Prozessen zweiter Klasse, die die US-Regierung ihren Bürgern niemals zumuten würde". Hamdan war Ende 2001 an einer Straßensperre in Afghanistan gefasst worden und als einer der ersten Häftlinge in das umstrittene Gefangenlager gebracht worden, das die US-Regierung nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eingerichtet hatte. Sein Prozess war zwar das erste Verfahren in Guantanamo, nicht jedoch das erste Urteil: Der Australier David Hicks hatte sich 2007 für schuldig erklärt und war danach ohne Prozess an sein Heimatland überstellt worden. Er ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.