Er schildert dramatische Szenen aus einem Flüchtlingscamp in Dadaab in Kenia: "Ich habe eine Mutter gesehen, die auf dem Weg dorthin drei ihrer Kinder verloren hat", zitierte der arabische Sender Al-Dschasira den Chef des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR), Antonio Guterres. In dem Zentrum hätten "die Ärmsten der Armen und die Verwundbarsten der Verwundbaren" Zuflucht gesucht. Und Guterres geht noch weiter: "Noch nie habe ich in einem Flüchtlingscamp Menschen in einem so verzweifelten Zustand gesehen."
Der UNHCR-Chef befindet sich momentan auf einer Tour durch die am schlimmsten von der Dürre betroffenen Gebiete am Horn von Afrika. Die Trockenheit gilt als die schwerste der vergangenen 60 Jahre. Besonders betroffen ist Somalia, aber auch Teile Äthiopiens und Kenias leiden unter der Dürre. Die Situation ist nach Einschätzung UNHCR die "schlimmste humanitäre Katastrophe" der Welt.
Kenia lehnt weitere Lager bislang ab
Dadaab war ursprünglich für 90.000 Menschen gebaut worden. Mit rund 380.000 Flüchtlingen ist es heute das größte Camp der Welt. Die Zahl könnte sich bald auf 500.000 Menschen erhöhen. UNHCR versuche seit langem, die kenianische Regierung zur Öffnung eines neuen Lagers zu bewegen. Nairobi hatte bisher ein neues Camp für rund 40.000 Menschen nahe Dadaab abgelehnt. Kenia fürchtet, dass die Flüchtlinge sonst dauerhaft im Land bleiben könnten. Jetzt könnte die Organisation aber wegen der dramatischen Lage mit ihrem Appell Erfolg haben, sagte ein BBC-Korrespondent.
Das Welternährungsprogramm (WFP) schätzt, dass mindestens zehn Millionen Menschen in der Region Nahrungshilfe benötigen. Rund zwei Millionen Kinder leiden Unicef-Angaben zufolge an Unterernährung. Die Vereinten Nationen verteilen unter anderem mit Vitaminen und Mineralien angereicherte Lebensmittel.
Unicef appelliert an Bundeskanzlerin Merkel
Anlässlich der Afrika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef schnelle Hilfe verlangt. "Es ist gut, wenn die Bundesregierung mit ihren Partnern die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika fördern will", erklärte der Geschäftsführer der deutschen Unicef-Sektion, Christian Schneider. Gleichzeitig sei aber eine gemeinsame Kraftanstrengung nötig, um die humanitäre Krise am Horn von Afrika zu bekämpfen, appellierte er auch an die Bundeskanzlerin, die sich in Kenia mit Präsident Mwai Kibaki treffen wird. Allein dort litten wegen der extremen Dürre und Missernten mehr als 385.000 Kinder an Mangelernährung, sagte Schneider.