In eigener Sache Ermittlungen gegen stern-Reporter eingestellt

Nach fünf Jahren hat die belgische Justiz die Ermittlungen gegen den stern-Reporter Hans-Martin Tillack eingestellt. Ihm war von der Brüsseler Anti-Betrugsbehörde "Olaf" vorgeworfen worden, einen Informanten bestochen zu haben. Die Vorwürfe erwiesen sich als haltlos.

Nach fünf Jahren sind die Ermittlungen gegen stern-Redakteur Hans-Martin Tillack endgültig eingestellt worden. Die belgische Justiz habe seine Akte geschlossen, sagte Tillack am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Brüssel. Der Generalsekretär der Internationalen Journalisten-Föderation IFJ, Aidan White, kritisierte, dass sich bis heute niemand bei Tillack entschuldigt habe, obwohl sich die Vorwürfe der EU-Betrugsbekämpfungsbehörde "Olaf" gegen den Journalisten erneut als haltlos erwiesen hätten. Die Ermittlungen der belgischen Justiz gingen auf Informationen von Olaf zurück.

Die EU-Behörde warf Tillack vor, bei seinen Recherchen einen Informanten bestochen zu haben. Im März 2004 durchsuchte die belgische Polizei deshalb seine Wohnung sowie das Brüsseler stern-Büro und hielt den Korrespondenten rund zehn Stunden lang fest. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg wertete dieses Vorgehen im November 2007 als Verstoß gegen den presserechtlichen Informantenschutz und verurteilte den Staat Belgien zur Zahlung von 10.000 Euro Entschädigung.

Für Tillack bleiben trotz Abschluss des Ermittlungsverfahrens noch viele Fragen offen. Die EU-Kommission solle prüfen, ob Olaf in seinem Fall korrekt gehandelt habe, forderte der Journalist. Aidan White kritisierte, wenn Olaf ungestraft unbewiesene Verdächtigungen an die Justizbehörden weiterleiten dürfe, gefährde dies die Pressefreiheit. Jeder kritische Journalist müsste dann Ermittlungen fürchten.

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<em>stern.de</em>/AP