Ai Weiweis Ehefrau hat ihren inhaftierten Mann, den chinesischen Regimekritiker und Künstler, gestern besuchen dürfen. "Es geht ihm gesundheitlich gut", berichtete seine Schwester Gao Ge heute der Nachrichtenagentur Dpa in Peking. Seine Haftbedingungen seien gut. Sechs Wochen nach seiner Festnahme habe die Polizei das Treffen mit seiner Frau Lu Qing an einem unbekannten Ort arrangiert.
Nach Angaben von Gao Ge ist unklar, ob ihr Bruder über die Vorwürfe gegen ihn informiert ist. "Wir wissen nicht, ob Ai Weiwei es weiß." In dem Gespräch sei nur über Familiendinge gesprochen worden. Nach amtlichen chinesischen Angaben werden dem Kritiker des kommunistischen Machtsystems nicht näher bezeichnete Steuervergehen angelastet.
Seine Frau habe schon lange um einen Besuch bei Ai Weiwei gebeten, sagte dessen Schwester. Am Sonntagnachmittag sei sie aufgefordert worden, zur Polizeistation zu kommen. Von dort sei sie überraschend in einem Fahrzeug zu dem Treffen gebracht worden, ohne aber sehen zu können, wohin die Fahrt gegangen sei. Die Zeit sei kurz gewesen, so hätten sie vor allem über die Familie gesprochen.
Ai Weiwei war Anfang April in Peking festgenommen worden, als er über Hongkong nach Deutschland reisen wollte. Der international anerkannte Künstler und prominente Kritiker Pekings wird seitdem an einem unbekannten Ort festgehalten. Seine Festnahme, die Teil einer Welle der Repression gegen kritische Intellektuelle und Künstler in China ist, ist international scharf kritisiert worden.