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Irak Großoffensive gegen Falludscha steht bevor

Der von islamistischen Terroristen entführte Japaner Shosei Koda ist enthauptet worden. Auf einem neuen Video fleht eine entführte Polin um ihr Leben. Für die US-Armee war es eines der blutigsten Wochenenden seit Kriegsbeginn - und eine Großoffensive gegen Falludscha steht kurz bevor.

Der im Irak verschleppte Japaner ist tot. Bei der in Bagdad gefundenen enthaupteten Leiche handele es sich um den 24-jährigen Shosei Koda, bestätigte die Regierung in Tokio am Sonntag. Japan will dennoch seine Soldaten zu Wiederaufbauzwecken im Irak belassen, erklärte Regierungssprecher Hiroyuki Hosoda. "Unsere grundsätzliche Politik hat sich nicht geändert", sagte Hosoda.

Die Terrorgruppe von Abu Mussab al-Sarkawi hatte gedroht, ihre vergangene Woche verschleppte Geisel zu enthaupten, sollte Japan seine Truppen nicht innerhalb von 48 Stunden abziehen.

600 japanische Soldaten im Irak

Dies hatte die Regierung in Tokio abgelehnt. Koda ist das fünfte japanische Opfer im Irak seit Beginn des US-geführten Kriegs dort. Ungeachtet der Ermordung Kodas sprach sich die japanische Regierungspartei LDP am Sonntag in einer Erklärung zur Fortsetzung der japanischen Truppenstationierung in dem Zweistromland aus. Gegenwärtig sind rund 600 nicht kämpfende Soldaten der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte im Irak, um Wiederaufbau- und humanitäre Hilfe zu leisten. Japan muss in Kürze entscheiden, ob das am 14. Dezember auslaufende Mandat für die Truppen verlängert wird.

Man werde für eine angemessene Entscheidung die Sicherheitslage im Irak und den Wiederaufbau des Landes berücksichtigen, sagte Hosoda. Mit dem Beschluss zur Entsendung eigener Soldaten hatte sich Ministerpräsident Junichiro Koizumi, einer der größten Unterstützer der USA bei ihrem Vorgehen im Irak, über breiten Widerstand im eigenen Volk hinweg gesetzt.

Für das gemäß der Verfassung pazifistische Japan bedeutete dies eine Zeitenwende: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wurden Soldaten in ein Land geschickt, in dem de facto Kriegszustand herrscht. Japan weiß, dass es angesichts der Gefahr durch Nordkorea auf das Bündnis mit den USA angewiesen ist. Zugleich strebt Tokio eine aktivere sicherheitspolitische Rolle an der Seite der USA an.

Polnische Geisel fleht um ihr Leben

Die am Donnerstag von islamischen Extremisten im Irak entführte Polin hat in einer Videoaufzeichnung um den Abzug der polnischen Truppen aus dem Irak gefleht. In der vom Fernsehsender Al Dschasira verbreiteten Videobotschaft bat Teresa Brocz Khalifa die polnische Regierung, auf die Forderung der Entführer einzugehen, berichtete der polnische Nachrichtensender TVN 24 in der Nacht zum Sonntag. "Mein Leben ist in großer Gefahr", zitierte der polnische Rundfunk die Botschaft der 54-jährigen. "Das Einzige, das mich retten kann, ist das Eingehen auf die Forderungen."

Der polnische Außenminister Wlodzimierz Cimoszewicz sagte am Samstagabend vor Journalisten in Warschau, es gebe eine intensive Zusammenarbeit mit den irakischen Behörden, er könne aber nicht über die Einzelheiten sprechen. Cimoszewicz wollte nicht polnische Medienberichte kommentieren, nach denen das Entführungsopfer in der Vergangenheit mit den Sicherheitsbehörden im Irak zusammengearbeitet habe.

Die seit mehr als 25 Jahren im Irak lebende und mit einem Iraker verheiratete Frau besitzt die polnische und die irakische Staatsbürgerschaft. Die Entführer wollen den Abzug der rund 2500 polnischen Soldaten aus dem Irak erzwingen. Ministerpräsident Marek Belka hatte bereits angekündigt, dieser Forderung nicht nachgeben zu wollen.

Großoffensive auf Falludscha

Die von den US-Streitkräften angekündigte Großoffensive auf die Rebellenhochburg Falludscha schien unterdessen näher zu rücken: Die Geduld der Regierung sei bald zu Ende, sagte Übergangsministerpräsident Ijad Allawi am Sonntag. Die Verhandlungen für eine friedliche Lösung in Falludscha seien in die „letzte Phase“ getreten. US-Schätzungen zufolge halten sich in Falludscha bis zu 5.000 Extremisten versteckt. Bei einem Luftangriff im Südosten der Stadt zerstörten die Streitkräfte am Sonntag nach eigenen Angaben einen Waffenbunker.

Trotz der prekären Sicherheitslage im Land will Allawi an der für den 31. Januar geplanten Wahl festhalten, wie er am Sonntag bekräftigte. Die unabhängige Wahlkommission informierte in Bagdad rund 500 Iraker über das Prozedere. Neben einer Nationalversammlung werden ein Parlament für die halbautonome Kurdenregion im Norden sowie 18 Provinzräte gewählt. Die Wählerregistrierung beginnt am Montag.

Blutiger Samstag

Mehr als 40 weitere Menschen wurden am Wochenende im Irak getötet. Für die US-Truppen war der Samstag einer der blutigsten Tage seit Kriegsbeginn: Bei einem Anschlag in der Provinz Anbar kamen acht US-Marineinfanteristen ums Leben, zehn weitere wurden verletzt. Blutig endete ein Einsatz irakischer Sicherheitskräfte nahe Haswa. Die Einsatzkräfte, die einem angegriffenen US-Konvoi zu Hilfe kamen, schossen laut Augenzeugen wahllos auf mehrere Fahrzeuge und zündeten Handgranaten. Es habe mehr als 20 Opfer gegeben. Ein Arzt berichtete von mindestens 14 Toten und mehr als 10 Verletzten.

Einem Autobombenanschlag vor dem Sitz des Senders Al Arabija in Bagdad fielen am Samstag sieben Menschen zum Opfer, 19 wurden verletzt. Gefechte zwischen US-Truppen und Rebellen kosteten in Ramadi zwei Polizisten das Leben, am Sonntag wurden bei Gefechten sieben Aufständische getötet. In Bagdad erschossen Extremisten am Sonntag zwei irakische Nationalgardisten.

AP/DPA AP DPA

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