Iranischer Atomstreit Anrufung des Sicherheitsrats "wahrscheinlicher denn je"

Im Streit um die iranische Atomforschung läuft alles auf eine Einschaltung des UN-Sicherheitsrates zu. Heute beraten zudem die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens über das weitere Vorgehen.

Der eskalierende Atomstreit mit Iran läuft nach Einschätzung der USA auf eine Einschaltung des Weltsicherheitsrates zu. "Es ist wahrscheinlicher denn je, dass der Iran vor den Weltsicherheitsrat kommt", sagte Außenamtssprecher Sean McCormack am Mittwoch in Washington. Nach Angaben von Vizepräsident Richard Cheney wollen die USA auf Sanktionen dringen. "An erster Stelle stünde auf der Tagesordnung eine Resolution mit Sanktionen", sagte er in einem Interview mit dem US-Sender Fox News.

Auch der britische Premierminister Tony Blair hatte am Mittwoch angekündigt, den seit Jahren schwelenden Streit vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad zeigte sich allerdings bisher unbeeindruckt und beharrte auf seiner Position.

UN-Generalsekretär Kofi Annan ist nach den Worten seines Sprechers "sehr besorgt" über das Verhalten der iranischen Regierung. Annan stehe in engem Kontakt mit dem Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation, Mohammed el Baradei, sagte der Sprecher am Mittwoch (Ortszeit) in New York. Annan unterstütze weiter die diplomatischen Bemühungen Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens und Russlands zur Lösung der Krise.

Außenminister der EU-Troika beraten

In Berlin beraten am heutigen Donnerstag die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens über die jüngste Verschärfung des Atomstreits. An dem Treffen der EU-Troika nimmt auch der Chefdiplomat der Europäischen Union, Javier Solana, teil.

Diplomaten rechnen damit, dass die EU-Troika ihre Verhandlungen mit dem Iran abbricht und das Führungsgremium der UN-Atomenergiebehörde IAEA noch in diesem Monat zu einer Krisensitzung zusammenkommt. Dann solle über eine Überweisung an den Sicherheitsrat beraten werden.

Moskau und Washington "tief enttäuscht"

Der Iran hatte in dieser Woche trotz internationaler Warnungen die Siegel einer Atomanlage aufgebrochen, um die Forschung an Atombrennstoffen wieder aufzunehmen. Dies stieß in Europa und den USA auf massive Kritik. Sie befürchten, dass der Iran unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms Atomwaffen entwickeln will. Der Iran bestreitet dies. Deutschland, Frankreich und Großbritannien verhandeln in dem Streit im Auftrag der EU mit dem Iran.

Unterdessen warnte der frühere iranische Präsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani den Westen vor voreiligen Schritten. "Der Westen sollte jetzt klug vorgehen und nichts tun, was er nachher bereut", sagte Rafsandschani am Mittwoch in Teheran. Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad versicherte, sein Land fürchte die Reaktion des Westens nicht. "Die iranische Regierung und Nation haben keine Angst vor dem Klamauk des Westens und werden ihre Nuklearprogramme mit Entschlossenheit und Weisheit fortsetzen", sagte Ahmadinedschad in der südiranischen Stadt Bandar Abbas.

Die Außenminister Russlands und der USA berieten am Telefon über die Zuspitzung im Atomstreit. Wie das Außenministerium in Moskau mitteilte, äußerten sich Sergej Lawrow und Condoleezza Rice "tief enttäuscht" darüber, dass Teheran die Anreicherung von Uran wieder aufgenommen habe. Die beiden Vetomächte im UN-Sicherheitsrat wollten die enge Abstimmung in dieser Frage fortsetzen, hieß es.

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Reuters/DPA