Kellyanne Conway Ist sie die Nächste auf Donald Trumps Streichliste?

Kellyanne Conway hat Ärger. Parteiübergreifend fordern Kritiker die Untersuchung ihrer Werbung für die Modelinie von Donald Trumps Tochter Ivanka. Nach dem Rücktritt von Michael Flynn droht dem US-Präsidenten die nächste Personalkrise.

Kellyanne Conway ist nicht zu beneiden. Als Medienberaterin von Donald Trump hat sie die undankbare Aufgabe, ihren impulsiven Chef nebst seinem nicht weniger launigen Team zu verteidigen. Was ihr manchmal gut, sehr oft aber weniger gut gelingt. PR-Fachleute attestieren ihr einen gekonnten, zuweilen sogar meisterhaften Umgang mit kritischen Fragen, wie die US-Seite "Vox" in einem sehenswerten Video erklärt. Und doch: Von ihren ersten drei Wochen im Amt bleiben bislang nur drei Dinge in Erinnerung:

  • "Alternative Fakten". Auf dem Höhepunkt des absurden Streits über die Zuschauerzahl bei Trumps Amtseinführung besteht Pressesprecher Sean Spicer auf die Sichtweise des US-Präsidenten. Kellyanne Conway verteidigt Spicer später mit den Worten, er habe "alternative Fakten präsentiert".
  • "Bowling-Green-Massaker". Um das Einreiseverbot von Muslimen zu rechtfertigen, erfindet Conway das "Bowling-Green-Massaker" - ein Anschlag, den es nie gegeben hat. Später revidiert sie ihre Aussage und behauptet, "Bowling-Green-Terroristen" gemeint zu haben. Tatsächlich wurden 2011 zwei irakische Einwanderer aus Bowling Green wegen terroristischer Aktivitäten verhaftet.
  • "Kauft Ivankas Sachen". Nachdem die Kaufhauskette Nordstrom die Kleidunglinie von Trumps Tochter Ivanka aus dem Sortiment genommen hatte, empörte sich der US-Präsident öffentlich darüber. Conway rief daraufhin aus Solidarität in einem TV-Interview dazu auf, Ivanka-Trump-Kleidung zu kaufen.

Kellyanne Conway droht nun Ärger

Diese "Gratiswerbung", wie Conway ihren Aufruf selbst nannte, könnte ihr bald viel Ärger einbringen. Das Büro für Regierungsethik forderte das Weiße Haus auf, Ermittlungen gegen die Medienberaterin einzuleiten. "Unter den gegebenen Umständen gibt es starken Grund zur Annahme, dass Frau Conway gegen Verhaltensstandards und gegen geltendes Recht verstoßen hat", so der Behördenleiter in einer Stellungnahme. "Ich empfehle dem Weißen Haus, Ermittlungen wegen des Verhaltens von Frau Conway einzuleiten und Disziplinarmaßnahmen gegen sie in Betracht zu ziehen."

Conways Kaufempfehlung sorgt auch über die Parteigrenzen hinweg für scharfe Kritik. Führende Abgeordnete von Republikanern und Demokraten legten gemeinsam Beschwerde bei der Ethikbehörde ein. Das Weiße Haus war zuvor vorsichtig auf Distanz zu Conways Fernsehauftritt gegangen. Und glaubt man den durchgestochenen Interna aus dem Oval Office, scheint selbst Donald Trump zunehmend unzufrieden über die Auftritte seiner Medienberaterin zu sein: Der Präsident sei verärgert über Kellyanne. Er glaubt, sie würde die offizielle Regierungslinie durcheinanderbringen, heißt es sinngemäß auf dem Twitter-Kanal "RoguePotusStaff". Unter diesem Namen veröffentlichen selbsternannte Trump-Gegner angebliche Insiderinfos aus dem Weißen Haus. Es spricht zwar einiges für die Echtheit der Interna, überprüfen lassen sie sich aber nicht.

Hat Donald Trump sie zur Werbung ermutigt?

Knapp eine Woche zuvor hieß es auf "RoguePotusStaff": "Potus (der Präsident, d.Red.) hat Kellyanne dazu ermutigt, Ivankas Kleidung zu erwähnen, sagte aber später, dass sie gefeuert werde, wenn ihr noch einmal ein solcher Fehler unterläuft." Sollte das stimmen, dann wirft die umstrittene und rechtlich offenbar höchst bedenkliche Werbeaktion kein gutes Licht auf Donald Trump und seine Regierungsführung. Und es könnte bedeuten, dass die Medienberaterin unter besonderer Beobachtung steht. Sollte Conway gehen müssen, wäre sie schon die zweite Topberaterin aus dem Trump-Umfeld, die innerhalb der ersten Wochen das Weiße Haus verlassen muss. Der erste, Sicherheitsberater Michael Flynn, legte seinen Job nach heimlichen Telefonaten mit dem russischen Botschafter nieder.

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Obwohl sich Conway bis zur Selbstaufgabe Mühe gibt, die Politik von Donald Trump zu verteidigen, ging sie in Interviews dann doch auf Distanz zu ihren Chef. Beziehungsweise musste gehen. Anfang Februar etwa räumte sie bei CNN indirekt ein, dass das Weiße Haus tatsächlich Lügen und Unwahrheiten verbreiten würde. Und auch Donald Trumps Dauervorwurf, CNN würde "Fake-News" verbreiten, teilte sie ausdrücklich nicht. "Nein, ich finde nicht, dass CNN 'Fake-News' ist", sagte sie.

Andere Medienberater hätten nach solchen Vorkommnissen vermutlich schon längst ihren Hut nehmen müssen oder wären erst gar nicht in diese Position gekommen. Doch Kellyanne Conways größtes Plus ist ihre unbeirrbare Loyalität zu Donald Trump, eine Eigenschaft, die der US-Präsident schätzt. Einige Beobachter glauben deshalb, dass sie ihren Posten in absehbarer Zeit vielleicht wird räumen müssen, aber dafür mit einem noch einflussreicheren Amt belohnt wird.

Nach dem Rausschmiss ist vor der Karriere

Das US-Magazin "Politico" schreibt: Ihr Publikum sei nicht in erster Linie die Öffentlichkeit, sondern Donald Trump. "Der Preis, den sie für ihre Loyalität verlangen könnte, wäre es, Stabschef im Weißen Haus zu werden. Sie wäre die erste Frau in dieser Rolle und sie würde damit ihre Stellung im innersten Machtzirkel festigen." Und dass sie selbst nicht gewillt ist, ihre Loyalität aufzugeben, unterstrich sie erneut auf Twitter: "Ich diene dem Präsidenten mit Freude. Seine Message ist meine Message. Seine Ziele sind meine Ziele. Uninformiertes Gerede interessiert nicht."

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