Im sonnigen Florida hat die weltgrößte Drohnenmesse begonnen – es ist die Muskelparade der Rüstungsindustrie. Ein Modell aber wird dort sicher nicht zu finden sein: Jenes in Form einer Dixi-Klotür, das nun für Aufregung in Südkorea gesorgt hat. Zwischen Felsen und Bäumen auf einem Militärgelände hatte ein Passant ein "unbekanntes Flugobjekt" erspäht, das er für eine nordkoreanische Drohne hielt. Die alarmierten Behörden gingen der Entdeckung nach und zogen aus dem Gestrüpp die Tür eines mobilen Toilettenhäuschens hervor. Die Angelegenheit ließe sich als kleiner Schmunzler abhaken, wenn sich das Verhältnis zwischen den verfeindeten Bruderstaaten zuletzt nicht auf Eiszeitniveau abgekühlt hätte.
Seit einigen Monaten ist das Regime in Pjöngjang wieder zurück im altbekannten Drohmodus. In der Vergangenheit waren oft Probleme innerhalb des isolierten Landes Grund für solche Gebärden, wie etwa die notorisch heikle Lebensmittelversorgung. Seit März ist die desaströse Menschenrechtslage in Nordkorea Thema im UN-Sicherheitsrat, zuletzt bezichtigte Amnesty International die Diktatur als das Land, das mit Abstand zu den fürchterlichsten Foltermaßnahmen greife. Zeitgleich zur Veröffentlichung des Berichts der Menschenrechtsorganisation verschärfte die Regierung in Südkorea den Ton: "Nordkorea muss verschwinden", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Und weiter: "Es ist kein richtiges Land. Es existiert nur zur Unterstützung einer einzigen Person", so der Sprecher - der damit natürlich auf Nordkoreas Diktator Kim Jong Un anspielte.
Tür war im gleichen Blau wie die Drohnen
Grund für die harschen Worte waren drei Drohnen, die im März und April in Südkorea gefunden wurden. Nach Ansicht des Südens waren die Flugobjekte im Norden gestartet und hätten Spionagezwecken gedient. Die Führung des Nordens wiederum streitet jede Verantwortung ab und wirft dem Süden vor, die Vorfälle erfunden zu haben. Daher die Aufregung um die Toilettentür. "Aus der Ferne betrachtet, sorgten die Form und die Farbe wohl für eine Verwechslung", sagte ein Ministeriumssprecher in Seoul. Die Tür hatte die gleiche blaue Farbe wie die gefundenen Drohnen.
Die gegenseitigen Attacken sind im Ton mittlerweile ungewöhnlich direkt. Nordkorea sprach nach den Äußerungen aus dem Verteidigungsministerium mit der "Auslöschung Südkoreas." Vor einigen Wochen hatte Pjöngjang Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye nach einem Treffen zwischen ihr und Barack Obama als "Prostituierte" beschimpft. Kurz vor dem Besuch des US-Präsidenten war in der staatlich kontrollierten Nachrichtenagentur KCNA eine Hetzrede aufgetaucht, in der Obama als "Clown" und "Schmierfink" bezeichnet wird, der "nicht einmal das grundlegende Erscheinungsbild eines menschlichen Wesens" habe. "Für Obama wäre es perfekt, mit einer Gruppe Affen im weltgrößten Naturzoo in Afrika zu leben und die von Schaulustigen geworfenen Brotkrumen zu lecken", heißt es in dem Text weiter.