Im krisengeschüttelten Italien nehmen gewaltsame Proteste gegen die Steuerbehörden zu. In der toskanischen Hafenstadt Livorno warfen Unbekannte am frühen Samstagmorgen Molotow-Cocktails auf das Büro der Steuereinzugsgesellschaft Equitalia. Die Brandsätze explodierten jedoch nicht. Nach Medienberichten wurde aber die Fassade des Gebäudes beschädigt.
Bei der Equitalia in Rom ging am Freitag ein Brief mit einem Pulver ein, das allerdings nach Angaben von Sprengstoffexperten nicht explodieren konnte. Auch in anderen Städten gab es Proteste vor den Finanz- und Steuerbehörden.
Demonstranten werfen Behörde Versagen vor
Am Freitag hatten in Neapel mehrere Hundert Menschen unangemeldet vor dem Sitz der Equitalia demonstriert. Es kam zu Ausschreitungen. Demonstranten warfen Eier, Steine, Flaschen und Säcke mit Abfall auf die Polizeikräfte. Mit Müllcontainern versuchten sie, die Straße zu blockieren. Ein Dutzend Polizeibeamte wurde verletzt. Gegen sieben Personen wurden Verfahren eingeleitet, unter anderem wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Sachbeschädigung und Körperverletzung.
Der Staat treibe gnadenlos Geld von Rentnern und Geringverdienern ein; die großen Steuersünder hingegen kämen ungeschoren davon, sagte ein wütender Demonstrant dem Fernsehsender Rai 3. Die Demonstranten machen die Behörden für die desolate Lage vieler Menschen verantwortlich. Seit Jahresbeginn haben sich Dutzende Menschen das Leben genommen, Auslöser der Selbstmorde sollen finanzielle Schwierigkeiten, Pleiten oder Arbeitslosigkeit sein.