Alternative Wasserstraße Kritik am Prestigeprojekt "Kanal Istanbul": Erdogan lässt zehn pensionierte Admirale festnehmen

Kritik am Prestigeprojekt "Kanal Istanbul": Erdogan lässt zehn pensionierte Admirale festnehmen
Mit dem "Kanal Istanbul" will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan einen alternativen Wasserweg zum Bosporus schaffen. Dafür könnte allerdings die Aufkündigung eines internationalen Vertrages notwendig werden.
© Ercin Erturk / Picture Alliance
Schon lange will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine alternative Wasserstraße zum Bosporus bauen, die als Prestigeprojekt kritisiert wird. Nun wurden zehn Admirale festgenommen, die im Zusammenhang mit dem "Kanal Istanbul" eine Erklärung abgaben. 

Nach einer Erklärung zu einem internationalen Schifffahrtsabkommen sind in der Türkei zehn pensionierte Admirale festgenommen worden. Vier weitere seien zur Aussage gerufen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.

Mehr als 100 pensionierte Admirale hatten in der Nacht zu Sonntag eine Erklärung veröffentlicht, in der sie unter anderem vor einem Austritt aus dem Vertrag von Montreux warnen. Der Pakt aus dem Jahr 1936 regelt die Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen - also die Meerengen zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer. Nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan vor rund zwei Wochen den Austritt aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen per Dekret verkündet hatte, wurde eine Diskussion über die Aufkündigung des Montreux-Vertrags befeuert.

Die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara leitete am Sonntag im Zusammenhang mit der Erklärung Ermittlungen ein. Wie Anadolu nun berichtete, wird den Unterzeichnern Vergehen gegen die Sicherheit des Staates und die verfassungsmäßige Ordnung vorgeworfen.

Erdogan dementiert Auswirkungen auf das Montreux-Abkommen

Der 1936 geschlossene Vertrag von Montreux gab der Türkei die Souveränität über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen zurück, die das Osmanische Reich mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg verloren hatte. Für Handelsschiffe ist in Friedenszeiten die freie Durchfahrt garantiert. Für Kriegsschiffe gelten gesonderte Regeln.

Erdogan will seit Langem eine alternative Wasserstraße zum Bosporus bauen lassen. Der "Kanal Istanbul" gilt als ambitioniertes und hoch umstrittenes Prestigeprojekt des türkischen Präsidenten. Der Bau des Kanals hat nach Angaben von Erdogans Büro keine negativen Auswirkungen auf das Montreux-Abkommen.

stern Logo
stern Logo
Türkei verlässt Abkommen zum Schutz der Frauen – Hunderte gehen dagegen auf die Straße

Sehen Sie im Video: Hunderte Frauen protestierten in Istanbul gegen den Austritt der Türkei aus der sogenannten Istanbul-Konvention. Das internationale Abkommen verpflichtet, Frauen zu schützen und die Gleichberechtigung zu fördern.

DPA
sve