Kurdisches Propagandavideo Warum ballert ein Mädchen mit dem Kalaschnikow-MG?

Ein kleines Mädchen sitzt vor einem schweren Maschinengewehr, ein Mann feuert sie mit "Kill, Kill"-Rufen an, sie ballert los. Was steckt hinter diesem erschreckenden Video aus der Wüste?

Ein kleines Mädchen, vielleicht fünf, sechs Jahre alt, hockt irgendwo in der Wüste. Sie trägt Jeans und eine knallrosafarbene Jacke. Vor ihr steht ein ausgewachsenes Maschinengewehr aus dem Hause Kalaschnikow. Sie plaudert fröhlich mit einem Mann, der eine Kamera auf sie richtet. Er fragt, wie viele IS-Kämpfer sie getötet habe: 400 antwortet das Mädchen. Dann entsichert sie die schwere Waffe, fast größer als sie selbst, und ballert in der Gegend herum. Ein Kleinkind als Killer - es ist eine weitere hässliche Fratze der Kriegspropaganda.

Das Video tauchte vor einigen Tagen auf einer prokurdischen Facebook-Seite auf und war anschließend auch auf dem Youtube-Kanal des bewaffneten Arms der Kurdischen Demokratischen Union zu sehen, einer Partei von Kurden in Syrien. Bislang war es eher beim Islamischen Staat üblich, mit Kindersoldaten in die Propaganda-Schlacht zu ziehen, während weibliche Kämpferinnen bei kurdischen Einheiten gang und gäbe sind.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Youtube integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Die BBC ist daher der naheliegenden Frage nachgegangen, ob nun auch die Feinde der Dschihadisten deren Werbemethoden übernehmen. Der britische Rundfunk befragte dazu einen irakischen Experten, der der Ansicht ist, dass es sich bei dem Video nur um einen Einzelfall handele. "Ich habe bisher keine ähnlichen Videos gesehen. Bilder von Kindern in Peschmerga-Uniformen waren die bislang drastischsten dieser Art Darstellungen, die ich kenne", so Hiwa Osman zur BBC.

Stichwort Kurden

Die Kurden sind eine Volksgruppe, deren Siedlungsgebiet in der Türkei, Syrien, Irak und im Iran liegt. Seit Jahrzehnten strebt das Volk nach einem eigenen Staat oder zumindest nach mehr Autonomie, wie etwa in der Türkei. Seitdem der Islamische Staat große Teile des Irak und Syrien erobert, wird er von den Kurden (auch mit Hilfe von deutschen Waffenlieferungen) bekämpft, vor allem von den Peschmerga, den kurdischen Streitkräften.

Wie genau das Video entstanden ist, bleibt weitgehend im Dunkeln. Im Hintergrund sind nur die Weiten einer Sandwüste zu erkennen, nichts deutet auf Kampfhandlungen in der Nähe hin. Ein kurdischer Blogger bezweifelt, dass das Mädchen tatsächlich 400 IS-Terrormilizionäre getötet habe. Er vermutet, dass der Film aus reiner Sensationslust entstanden sei. Dazu würde auch passen, dass der unbekannte Mann hinter der Kamera das Mädchen mit den Worten "Kill, kill" anfeuert.

Niels Kruse