Der Pfarrer lässt sich auf die Steinstufen plumpsen. Schweiß steht ihm in Perlen auf der Stirn und rinnt an den Schläfen herab. "Normalerweise hätte ich Gelb verdient", sagt er. "Aber der Schiri hat's nicht gepfiffen - auch gut." Der Mann, den er gerade umgerannt hat, ist taubstumm. Aber das spielt auf dem Rasen keine Rolle.
Spielführer Wolf-Matthias Gallien und seine "Himmlischen Kicker" sind heute nach Flensburg gereist, um auf dem Nordelbischen Kirchentag für Gehörlose und Schwerhörige bei einem Kleinfeldturnier mitzuspielen. Dass Kirche und Fußball vieles gemeinsam haben, wusste Gallien schon immer: Die Regeln sind für alle gleich, egal ob jemand deutsch spricht, Kisuaheli oder eben Gebärdensprache. "Auch Gottes Liebe", sagt Gallien, "ist gleich für alle."
Spenden sammeln nach dem Erinnerungskick
Der 52-Jährige ist Pastor und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit an der evangelisch-lutherischen Kirche Scharbeutz. Seit 1986, als er seine Fußballfreunde aus der Studentenzeit zu einem Erinnerungskick zusammentrommelte und im Anschluss Spenden sammelte, kickt Gallien für "Brot für die Welt".
Rund 22 Jahre später sprinten neben Pastoren auch Verwalter, Diakone und andere Mitarbeiter der nordelbischen Kirche als "Himmlische Kicker" über den Rasen. Auch zwei Frauen nehmen regelmäßig an den Spielen teil.
Die Mannschaft ist käuflich
Das Prinzip der Mannschaft: Sie ist käuflich. Etwa einmal im Monat schnüren die Spieler für ein Antrittsgeld von mindestens 250 Euro ihre Fußballschuhe. Das Geld, das sie einnehmen, spenden sie "Brot für die Welt". Die Kosten für Fahrten, Unterkunft und Verpflegung tragen die Spieler selbst.
Wer sich einmal für die "Himmlischen Kicker" entschieden hat, der bleibt dabei: Mit Gallien sind noch vier weitere Gründungsmitglieder in knallorangenen Trikots und weißen Shorts aktiv. Gallien macht zufrieden, dass die "Himmlischen Kicker" insgesamt schon mehr als 105.000 Euro eingespielt haben.
Es gewinnen immer die selben
Konkrete Zukunftspläne hat Gallien mit den Kickern nicht. "Es läuft, solange es läuft", sagt er. Aber er würde sich freuen, wenn seine Truppe noch wenigstens drei Jahre zusammenbleiben würde: "Die 25 würde ich schon gern erleben." Er zieht sich die orangefarbenen Strümpfe über den schmalen Waden zurecht und schwingt sich auf - das nächste Spiel beginnt. Egal wie das Spiel auch ausgeht, am Ende gewinnen diejenigen, für die die Kicker spenden.