Schon seit der Terrorattacke der Hamas auf Israel zeichnet sich eine Bodenoffensive in Gaza ab. Doch der österreichische Militärexperte Hofbauer erklärt, wie schwierig diese Militäroperation wird.
Nahost-Konflikt Militärexperte: "Bodenoffensive in Gaza wird auch Israel hohe Verluste bringen"

Ein Soldat der israelischen Armee weist einen gepanzerten Truppentransporter im Süden Israels ein
© Alexi J. Rosenfeld / Getty Images
Sehen Sie im Video: Generalmajor Hofbauer schätzt die Lage vor der Bodenoffensive Israels ein.
Die israelische Armee hat den Beginn der Bodenoffensive aufgeschoben. Doch tägliche Luftangriffe auf Stellungen der Hamas-Terroristen, Hisbollah im Libanon und Milizen in Syrien zeigt, wie die militärische Lage derzeit Richtung Eskalation zeigt. Generalmajor Bruno Hofbauer vom Österreichischen Bundesheer hat uns oft Aufklärung in der verworrenen Front im Ukraine-Krieg geliefert. Daher sprechen wir mit dem ehemaligen Kommandeur eines Panzergrenadierbataillons und Leiter der Grundsatzabteilung im Verteidigungsministerium heute über die militärische Lage für Israel. Von Mehrfronten-Bedrohung bis zur Bekämpfung der Hamas im Tunnelsystem im Gaza-Streifen.
Hofbauer sagt: Der Krieg in Israel ist ganz anders als in der Ukraine. Das israelische Gebiet ist viel kleiner, dazu wird nicht gegen einen anderen Staat gekämpft, sondern gegen eine Terrorgruppe. In Israel werde vor allem im urbanen Raum gekämpft. Er rechnet damit, dass die Bodenoffensive deshalb auch zu hohen Verlusten auf israelischer Seite führt.
Wegen der verzweigten Tunnelsysteme im Gaza-Streifen hat Israel Spezialeinsatzkräfte bereitgestellt. "Das hat ein sehr hohes Risiko, weil man nicht von oben weiß, wie das Tunnelsystem tatsächlich ausgelegt ist und wie da auch die Abwehrmaßnahmen drinnen vorbereitet sind." Hofbauer vermutet, dass die Israelis das Tunnelsystem nicht zu 100 Prozent kennen. "Das wird eine lange andauernde Operation bedingen." Als erstes müsse man das Gebiet über den Tunneln in Besitz nehmen und dann aufklären, wo Tunnelzugänge und Tunnelausgänge sind und wozu sie genau genutzt werden. Aufgabe der Armee sei es dann zu prüfen, ob man wirklich reingehen muss oder ob man sie von außen zum Einsturz bringen kann. Die größte Herausforderung in der Offensive aber sei, dass die Hamas mit der Zivilbevölkerung verschmolzen ist. Es sei ganz schwierig zu unterscheiden, wer Feind, wer neutral ist und wer zu einer kämpfenden Einheit gehört. "Das ist sicher nicht damit zu vergleichen, was unsere westlichen Armeen zum Beispiel in Stabilisierungsoperationen miterleben. Sondern das ist schon noch einmal eine Eskalationsstufe drüber", so Hofbauer. Die Hamas-Kämpfer halten sich vielleicht ein Stockwerk über einem Kindergarten oder einer normalen Wohnung auf. Das nutze die Terrororganisation für sich. Man müsse deshalb auch mit Kollateralschäden in der Zivilbevölkerung rechnen. Aktuell versucht Israel durch militärische Macht an den Grenzen einen Flächenbrand zu verhindern. Die Präsenz der USA in der Region soll den anderen Staaten nahelegen, nicht einzugreifen. Sollte es zu einer Ausweitung des Krieges auf Nachbarländer kommen, sei die israelische Armee aber stark genug um einen Mehrfrontenkrieg zu führen. Sie haben über 300.000 Soldaten, dazu sei Israel auf solche Dinge in der Regel vorbereitet. Hofbauer sieht aber auch keine konventionellen Mittel, dass Israel durch Nachbarstaaten angegriffen wird. Es beschränke sich eher auf einen Krieg gegen Terrororganisationen.
Nele Balgo spricht mit Generalmajor Bruno Hofbauer vom Österreichischen Bundesheer, Leiter der Grundsatzabteilung im Verteidigungsministerium.
Die israelische Armee hat den Beginn der Bodenoffensive aufgeschoben. Doch tägliche Luftangriffe auf Stellungen der Hamas-Terroristen, Hisbollah im Libanon und Milizen in Syrien zeigt, wie die militärische Lage derzeit Richtung Eskalation zeigt. Generalmajor Bruno Hofbauer vom Österreichischen Bundesheer hat uns oft Aufklärung in der verworrenen Front im Ukraine-Krieg geliefert. Daher sprechen wir mit dem ehemaligen Kommandeur eines Panzergrenadierbataillons und Leiter der Grundsatzabteilung im Verteidigungsministerium heute über die militärische Lage für Israel. Von Mehrfronten-Bedrohung bis zur Bekämpfung der Hamas im Tunnelsystem im Gaza-Streifen.
Die militärische Lage zwischen Israel und der Hamas
Hofbauer sagt: Der Krieg in Israel ist ganz anders als in der Ukraine. Das israelische Gebiet ist viel kleiner, dazu wird nicht gegen einen anderen Staat gekämpft, sondern gegen eine Terrorgruppe. In Israel werde vor allem im urbanen Raum gekämpft. Er rechnet damit, dass die Bodenoffensive deshalb auch zu hohen Verlusten auf israelischer Seite führt.
Wegen der verzweigten Tunnelsysteme im Gaza-Streifen hat Israel Spezialeinsatzkräfte bereitgestellt. "Das hat ein sehr hohes Risiko, weil man nicht von oben weiß, wie das Tunnelsystem tatsächlich ausgelegt ist und wie da auch die Abwehrmaßnahmen drinnen vorbereitet sind." Hofbauer vermutet, dass die Israelis das Tunnelsystem nicht zu 100 Prozent kennen. "Das wird eine lange andauernde Operation bedingen." Als erstes müsse man das Gebiet über den Tunneln in Besitz nehmen und dann aufklären, wo Tunnelzugänge und Tunnelausgänge sind und wozu sie genau genutzt werden. Aufgabe der Armee sei es dann zu prüfen, ob man wirklich reingehen muss oder ob man sie von außen zum Einsturz bringen kann. Die größte Herausforderung in der Offensive aber sei, dass die Hamas mit der Zivilbevölkerung verschmolzen ist. Es sei ganz schwierig zu unterscheiden, wer Feind, wer neutral ist und wer zu einer kämpfenden Einheit gehört. "Das ist sicher nicht damit zu vergleichen, was unsere westlichen Armeen zum Beispiel in Stabilisierungsoperationen miterleben. Sondern das ist schon noch einmal eine Eskalationsstufe drüber", so Hofbauer. Die Hamas-Kämpfer halten sich vielleicht ein Stockwerk über einem Kindergarten oder einer normalen Wohnung auf. Das nutze die Terrororganisation für sich. Man müsse deshalb auch mit Kollateralschäden in der Zivilbevölkerung rechnen. Aktuell versucht Israel durch militärische Macht an den Grenzen einen Flächenbrand zu verhindern. Die Präsenz der USA in der Region soll den anderen Staaten nahelegen, nicht einzugreifen. Sollte es zu einer Ausweitung des Krieges auf Nachbarländer kommen, sei die israelische Armee aber stark genug um einen Mehrfrontenkrieg zu führen. Sie haben über 300.000 Soldaten, dazu sei Israel auf solche Dinge in der Regel vorbereitet. Hofbauer sieht aber auch keine konventionellen Mittel, dass Israel durch Nachbarstaaten angegriffen wird. Es beschränke sich eher auf einen Krieg gegen Terrororganisationen.
Nele Balgo spricht mit Generalmajor Bruno Hofbauer vom Österreichischen Bundesheer, Leiter der Grundsatzabteilung im Verteidigungsministerium.