Auch Tage nach der Schießerei in einer Kirche in Charleston kommen die USA nicht zur Ruhe. Die Attacke richtete sich offenbar gezielt gegen Schwarze, der geständige Schütze Dylann Roof hatte angeblich ein Manifest verfasst voll mit rassistischen Hasstiraden gegen alles, was nicht hellhäutig und christlich ist. Auf Fotos posiert der 21-Jährige mit der Südstaaten-Flagge, die in rechten Kreisen auch als Symbol der "Überlegenheit der weißen Rasse" benutzt wird. Nach heftigen Diskussionen haben diverse Händler (darunter Walmart und eBay) die umstrittene Fahne aus ihrem Sortiment genommen, am Regierungsgebäude des Staates South Carolina soll sie künftig nicht mehr zu sehen sein. In diese aufgeheizte Stimmung hinein platzt nun der Ku Klux Klan mit einer süßen wie abscheulichen Werbeaktion.
Schokolade in Ku-Klux-Klan-Papier
Zahllose Bewohner in den Bundesstaaten Kalifornien, Kansas, Alabama, Mississippi und Georgia fanden jetzt kleine Süßigkeitenpäkchen in ihren Vorgärten, wie die US-Seite "The Daily Beast" schreibt. Genauer: Pfefferminz und Schokolade, eingepackt in Plastiktütchen und versehen mit Flyern, dessen Absender sich auf den ersten Blick zu erkennen gibt: die "Loyal Knights of the Ku Klux Klan", die Gruppe gilt als die umtriebigste in dem Rassistenbund. Den eigenen Angaben zufolge ist sie der größte Klan in den USA, vertreten in allen 50 US-Bundesstaaten.
Die genaue Zahl der ungebetenen Propagandaportionen ist nicht bekannt. "The Daily Beast" zitiert Eric Levett, Sheriff aus Conyers, Georgia, dem rund 80 Flyer gemeldet wurden. Obwohl die Aktion an sich nicht illegal ist, prüft die Polizei seinen Angaben zufolge mögliche rechtliche Verstöße, auch die Bundespolizei FBI wurde eingeschaltet. "Ob das nun ein Scherz war oder organisiert, interessiert mich nicht. Die Tatsache, dass es zu dieser Zeit geschah ist unverschämt und feige", sagt Levett.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn"
Die Telefonnummer führt offenbar zu einer Hotline in North Carolina, auf deren Band ein herzlicher Gruß an Dylann Roof zu hören ist. Die Ansage lautet dem "Daily Beast" zufolge: "Wir, die Loyal Knights of the Ku Klux Klan, preisen den erfolgreichen Kampf von Dylan S. Roof, der sich entschieden hat zu tun, was in der Bibel steht." Die Macher benutzen die Phrase "hail victory", die sowohl "im Kampf siegreich" als auch im Nazi-Sinn "Sieg heil" bedeutet. Weiter heißt es: "Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Schwarzen haben unser Blut schon zu lange vergossen, es ist Zeit ihres zu vergießen." Die US-Seite hat auch mit einem Ku-Klux-Klan-Aktivisten gesprochen, der sagte, die Bonbonaktion sei zufällig mit der Charleston-Attacke zusammengefallen, da man gerade eine neue Rekrutierungswelle gestartet habe. Kann man glauben, muss man aber nicht.
Die Polizei von Charleston hat inzwischen das Video veröffentlicht, das die Festnahme von Dylann Roof zeigt. Der aus einem Polizeiwagen aufgenommene Film zeigt drei Beamte, die auf ein schwarzes Auto zugehen. Ein vierter Beamter holt den 21-jährigen Roof, der ein weißes T-shirt und eine schwarze Hose trägt, aus dem Auto und durchsucht ihn. Der junge Mann stützt dabei seine Hände mit gesenktem Kopf auf das Autodach. Anschließend erscheint ein fünfter Beamter und dem Verdächtigen werden Handschellen angelegt. Bevor er in einen Polizeiwagen gebracht wird, wird Roof erneut durchsucht. Den Bildern zufolge leistete er keinen Widerstand und blieb während seiner Festnahme äußerlich ruhig.
