Nahost-Konflikt Syrien droht Israel mit militärischer Gewalt

Martialische Töne nach der israelischen Vergeltungsattacke in Syrien: Bei weiteren Luftangriffen drohte der syrische Botschafter in Spanien offen mit militärischer Gewalt.

Syrien hat Israel bei weiteren Luftangriffen auf sein Staatsgebiet mit militärischen Reaktionen gedroht.

Der syrische Botschafter in Spanien, Mohsen Bilal, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch: "Wenn Israel Syrien ein, zwei und drei Mal angreift, werden natürlich das Volk Syriens und die Regierung Syriens und die Armee reagieren, um uns selbst zu verteidigen." Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, der syrische Botschafter wolle mit seinen Worten die arabische Welt beeindrucken. Als Reaktion auf den jüngsten palästinensischen Selbstmordanschlag hatte Israel ein mutmaßliches Ausbildungslager radikaler Palästinenser in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus bombardiert. Syrien hatte danach vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts gewarnt.

"Mit allen Mittteln verteidigen"

Bilal sagte in Madrid auf die Frage, ob eine Antwort Syriens militärischer Natur sein würde: "Auf jeden Fall." Davon könne auch Israels überlegenes Militär Syrien nicht abhalten. "Wenn Israel uns weiter angreift, was sollen wir tun? ’Willkommen’ rufen? Natürlich werden wir uns mit allen Mitteln verteidigen müssen." Das syrische Außenministerium nahm zu dem Bericht zunächst nicht Stellung.

Israel gibt sich unbeeindruckt

In israelischen Sicherheitskreisen wurde bezweifelt, dass Syrien es auf einen Krieg ankommen lassen würde. "Solche Aussagen sind hauptsächlich an die arabische Welt gerichtet, um den Eindruck zu erwecken, dass Syrien im Kampf gegen Israel standfest ist", verlautete aus den Kreisen. „Israel will keine Eskalation mit Syrien und hat im Gegenteil Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um so etwas zu verhindern.“ Israels Verteidigungsminister Schaul Mofas hatte der Armee am Dienstag die Erlaubnis erteilt, falls nötig weitere Reservisten einzuberufen.

Israel hatte den Luftangriff am Sonntag als Warnung an Syrien bezeichnet, Extremistengruppen wie dem Islamischen Dschihad nicht weiter Unterschlupf zu gewähren. Syrien hatte dagegen erklärt, es sei ein ziviles Ziel getroffen worden. Der Islamische Dschihad hatte erklärt, keine Ausbildungslager in Syrien zu besitzen. Israel war bei dem Angriff so tief in syrisches Gebiet vorgedrungen wie seit dem Jom-Kippur-Krieg vor 30 Jahren nicht mehr. Zuvor hatte am Samstag eine palästinensische Selbstmordattentäterin in Haifa 19 Menschen mit in den Tod gerissen, darunter mehrere Kinder.

Weiter Forderung nach Ausweisung Arafats

Israels Ministerpräsident Ariel Scharon rief am Mittwoch sein Kabinett zusammen, um über weitere Maßnahmen nach dem Anschlag zu beraten. Einige Minister fordern eine Ausweisung des Palästinenser-Präsidenten Jassir Arafat, wie vom israelischen Sicherheitskabinett bereits grundsätzlich beschlossen. Scharon hatte sich bislang dagegen ausgesprochen, Arafat selbst hat erbitterten Widerstand angekündigt.

Israel fordert von der Palästinenser-Regierung Maßnahmen gegen die radikalen Gruppen. Der neue palästinensische Ministerpräsident Ahmed Korei hat angekündigt mäßigend auf die radikalen Gruppen einwirken zu wollen, aus Angst vor einem Bürgerkrieg die Anwendung von Gewalt gegen deren Mitglieder aber ausgeschlossen.

Arafat hatte Korei am Dienstag eingesetzt, nachdem er am Sonntag den Notstand ausgerufen hatte. Der von den USA, der Europäischen Union (EU), den Vereinten Nationen (UNO) und Russland ausgearbeitete Nahost-Friedensplan sieht ein Ende der Gewalt und die Bildung eines Palästinenser-Staates bis 2005 vor. Die jüngste Welle der Gewalt hat den Friedensprozess jedoch faktisch zum Stillstand gebracht.

DPA