Ermittlungen in der Ostsee Nord-Stream-Explosionen: Bundesanwaltschaft ließ verdächtiges Schiff durchsuchen

Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee im September 2022
Das Nord-Stream-1-Gasleck in der Ostsee im September 2022, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache
© Swedish Coast Guard / DPA
Nach dem Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 hat die Bundesanwaltschaft eigenen Angaben zufolge ein Schiff durchsuchen lassen, in dem womöglich Sprengsätze transportiert wurden. Zuvor hatten mehrere Medien über entsprechende Hinweise berichtet.

Ende September 2022 rissen Explosionen Löcher in die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2. Nach Medienberichten teilte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch mit, dass sie möglicherweise das Schiff gefunden hat, mit dem die Täter den Sprengstoff transportierten. Bei ihren Ermittlungen hat die Bundesanwaltschaft im Januar das verdächtige Schiff durchsuchen lassen. Es bestehe der Verdacht, dass es zum Transport von Sprengsätzen verwendet worden sein könnte, erklärte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde.

Die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an. "Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen", hieß es weiter. "Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden."

Proukrainische Gruppe könnte laut Medienberichten für Explosionen verantwortlich sein

ARD, SWR und die "Zeit" hatten am Dienstagabend über neue Erkenntnisse der Ermittler berichtet. Dort hieß es unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise, eine pro-ukrainische Gruppe könnte für die Explosionen verantwortlich sein. Beweise dafür, wer diese in Auftrag gegeben habe, seien bislang aber nicht gefunden worden.

Nach diesen Berichten wurde die fragliche Jacht von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet, welche "offenbar zwei Ukrainern gehört". Ein sechsköpfiges Team, bestehend aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, habe den Sprengstoff damit zu den Tatorten gebracht. Welche Nationalitäten diese Leute hätten, sei unklar. Sie hätten offenbar gefälschte Pässe verwendet.

Laut Bundesanwaltschaft fand die Durchsuchung vom 18. bis 20. Januar "im Zusammenhang mit einer verdächtigen Schiffsanmietung" statt. Im Rahmen der weiteren Ermittlungen werde sämtlichen Hinweisen zur Aufklärung des Sachverhalts nachgegangen. Ein Tatverdacht gegen Mitarbeiter des deutschen Unternehmens, welches das Schiff vermietet habe, bestehe nicht. Weitere Auskünfte könnten derzeit nicht erteilt werden.

Generalbundesanwalt ermittelt seit Oktober

Ende September waren nach Explosionen nahe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines von Russland nach Deutschland entdeckt worden. Die schwedischen Sicherheitsbehörden hatten im November festgestellt, dass es sich um schwere Sabotage gehandelt habe – ohne jedoch einen Schuldigen zu benennen.

"Der Generalbundesanwalt (GBA) ermittelt seit Anfang Oktober 2022 in der Sache", hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstag erklärt. "Zuletzt vor wenigen Tagen haben Schweden, Dänemark und Deutschland den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen darüber informiert, dass die Untersuchungen laufen und es noch kein Ergebnis gebe", erklärte er.

Von US-Seite verwies der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, auf die laufenden Ermittlungen in Deutschland und Skandinavien. "Wir glauben, dass es ein Sabotageakt war", betonte er. Zunächst müssten die Ermittlungen beendet werden. Erst dann lasse sich über das weitere Vorgehen sprechen. Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson sagte auf einer Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, er habe keine weiteren Kommentare dazu. Stoltenberg erklärte, man wisse, dass es ein Angriff, eine Sabotage war. Es wäre falsch, vor Abschluss der Untersuchungen darüber zu spekulieren, wer dahinterstecke.

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yks