Präsidentenwahl Juschtschenko erklärt sich zum Sieger

Der ukrainische Oppositionsführer Viktor Juschtschenko hat sich zum neuen Präsidenten der Ukraine erklärt. Sein Gegner Viktor Janukowitsch kündigte an, gegen das Wahlergebnis vorzugehen.

Der ukrainische Ministerpräsident Viktor Janukowitsch will das Ergebnis der Präsidentenwahl vom Sonntag offenbar anfechten. Das sagte der Abgeordnete Nestor Schufritsch, ein Verbündeter des Regierungskandidaten.

Das Büro Janukowitschs hatte am Sonntag erklärt, bei der Wahl sei es zu Manipulationen gekommen. Internationalen Beobachtern zufolge verlief die Abstimmung am Sonntag, eine Wiederholung der wegen Manipulationen annullierten Stichwahl im November, weitgehend fair.

Zuvor hatte sich Oppositionsführer Viktor Juschtschenko zum Sieger der Präsidentenwahl in der Ukraine erklärt. Nach der Auszählung von 60,85 Prozent der Stimmen lag Juschtschenko mit 56,04 Prozent vorn. Der zweite Kandidat der wiederholten Stichwahl, der beurlaubte Regierungschef Viktor Janukowitsch, kam demnach auf 40,12 Prozent. Juschtschenko rief seinen fernetisch jubelnden Anhängern in Kiew zu: "Vor uns liegt eine frei und unabhängige Ukraine." Heute habe die Unabhängigkeit der Ukraine gesiegt.

Orangener Jubel

Auf den Straßen der Hauptstadt Kiew feierten tausende Anhänger Juschtschenkos den sich abzeichnende Wahlsieg. Unter die in orange gekleideten Demonstranten mischten sich auch einige wenige Anhänger Janukowitschs mit blau-weißen Fahnen. Wie bei den Kundgebungen in den vergangenen Wochen auch blieb die Stimmung friedlich.

Nach dem dritten Anlauf zur Wahl eines Staatspräsidenten wird in der Ukraine das Urteil der westlichen Wahlbeobachter mit Spannung erwartet. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will am Montagnachmittag in Kiew ihre Bewertung der Stichwahl abgeben. Insgesamt hatten mehr als 12.500 internationale Experten die Wahl in der Ukraine beobachtet.

Auch die Wahl am 2. Weihnachtstag war von Fälschungsvorwürfen überschattet worden. Dieses Mal sprach das Lager des bisherigen Regierungschefs Janukowitschs von massiven Verstößen. Ein Sprecher des Kandidaten kündigte Klagen vor Gericht an. Die erste Stichwahl vom 21. November war vom Obersten Gericht der Ukraine nach massiven Manipulationen annulliert worden. Damals hatten die Behörden Janukowitsch offiziell zum Sieger erklärt.

Der aus dem östlichen Industriegebiet stammende Janukowitsch kündigte für den Fall einer Niederlage an, im Parlament eine starke Opposition gegen Juschtschenko aufbauen zu wollen. Der Politiker war im Wahlkampf zunächst von dem scheidenden Präsidenten Leonid Kutschma sowie vom Kreml unterstützt worden. Nach einem politischen Kompromiss Juschtschenkos mit der alten Staatsmacht blieb Janukowitsch vor der wiederholten Stichwahl weitgehend auf sich allein gestellt.

DPA
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